Dormagen: Arbeiten am Stürzelberger Deich gehen weiter
Rheindorf: Anlieger haben sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen.
Dormagen. Als "hochmodern" und "einzigartig in Europa" wurde die Stürzelberger Deichanlage mit ihren Glaselementen bei der Einweihung am 24.September 1998 gelobt. Doch seit im Sommer 2009 Mängel an der Deichmauer bekannt wurden, wird erneut an der Hochwasserschutzanlage gegraben, gehämmert und gebohrt. Die Stürzelberger sind mit ihrer Geduld am Ende und formieren ihren Widerstand gegen den Deichverband jetzt in der Interessengemeinschaft Deichverbandsgeschädigter Bürger.
Nicht nur im Rheindorf, sondern auch in Zons und Rheinfeld finden die Bürger in diesen Tagen Flugblätter im Briefkasten, mit denen die IG zu einer Informationsveranstaltung am 21.Januar um 18.30 Uhr ins Stürzelberger Schützenhaus einlädt. "Wir protestieren gegen weitere Kosten für die Verbandsmitglieder und wollen eine Professionalisierung der Hochwasserschutzaufgaben erreichen", umreißt Wilfried Schellen, einer der Köpfe der IG, das Ziel. Den Deichverband Dormagen-Zons hält er für einen Anachronismus: "Wir sind in Dormagen die einzige Enklave, in der es noch ein derartiges Konstrukt gibt."
4800 Haushalte in Dormagen, fast alle in Stürzelberg, Rheinfeld und Zons, sind Zwangsmitglieder im Deichverband und finanzieren den Verband über die jährliche Deichgebühr. Wie sich im Sommer herausstellte, muss die bis dahin gutachterlich als sicher geltende Hochwasserschutzmauer auf einer Länge von 425 Metern ausgebessert werden. Es fehlen teilweise Spundwände. Risse sind aufgrund fehlender Dehnungsfugen entstanden und Feuchtigkeit ist ins Mauerwerk eingedrungen. Ein Beweissicherungsverfahren gegen die ausführenden Firmen läuft.
Die Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde des Deichverbandes bezahlt die Sanierung nicht: "Die Kosten für die Sicherungsmaßnahmen liegen voraussichtlich bei 480000 Euro. Dies bedeutet, dass jeder der etwa 4800 Verbandsmitglieder im Durchschnitt in einer Größenordnung von etwa 100 Euro belastet werden könnte, wenn es dem Deichverband nicht gelingt, die Kosten bei den am Bau beteiligten Planungsbüros und Baufirmen einzuklagen", heißt es dazu in einer Verlautbarung des Regierungspräsidenten. Genau diese Umlage der Kosten bringt für Wilfried Schellen und seine Mitstreiter das Fass zum Überlaufen: "Gilt in diesem Fall nicht das Verursacherprinzip? Egal, ob es sich um die fehlerhafte Ausführung durch die Baufirmen handelt oder eine mangelnde Bauaufsicht durch das staatliche Umweltamt, dessen Nachfolger heute die Bezirksregierung ist?" fragt Schellen aufgebracht.
Eine Finanzierung der Deichanlage aus der öffentlichen Hand schwebt der Interessengemeinschaft vor. "Auch stadtteilbezogene Maßnahmen wie Lärmschutz für Horrem werden aus öffentlichen Mitteln und somit von uns allen bezahlt", fügt Schellen hinzu.
Einen ähnlichen Vorstoß hatte kürzlich der CDU-Landtagsabgeordnete Karl Kress gemacht und auf die Stadt Neuss verwiesen, wo der Leiter des städtischen Tiefbauamtes dem Verband vorstehe und die Stadt die Verbandskosten trage. Auch in Köln und Leverkusen würden die Kosten für den Hochwasserschutz von der öffentlichen Hand bezahlt.