Dormagen: Gründermesse - „Erst informieren, dann finanzieren“

Der Schritt in die Selbstständigkeit bietet viele Chancen, aber auch Risiken. Viele Interessierte nutzten am Samstag die Beratungsangebote im Historischen Rathaus.

Dormagen. Da kann es draußen noch so stürmen: Fast im Minutentakt treffen neue Besucher ein. So auch Guido Schmidt. Er reiht sich in die Schlange vor dem Stand der Industrie- und Handelskammer (IHK). Kürzlich hat der junge Mann seinen Hausmeisterservice am Mühlenbuschweg 38 eröffnet. Mit Fliesenlegen kennt er sich aus, übernimmt aber auch Hausflurreinigungen. Nur weiß er nicht, welche Leistungen er bei welcher Behörde anmelden muss. "Ich bin hier, um das herauszufinden", sagt er. Dass so vieles geregelt sein will, bevor er beruflich auf eigenen Füßen steht, hätte der junge Mann nicht gedacht.

Zwei Veranstaltungsstunden reichen kaum aus

"Erst informieren, dann finanzieren!" lautete deshalb die wichtigste Botschaft der Info-Messe für Existenzgründer im Historischen Rathaus. Erneut hatte die städtische Wirtschaftsförderung im Rahmen der Offensive "GO DO 2006" Experten aus Einrichtungen, Verwaltungen und Finanzinstitutionen zusammengebracht. Sie sollten Unternehmungswilligen auf die Beine helfen. Und die kamen zahlreich. Die zwei Veranstaltungsstunden reichten kaum.

Kreditinstitute verlangen nicht immer nach Sicherheiten

Nach der Beratung durch die IHK musste ein Ehepaar aus Dormagen das Gespräch erst einmal verdauen. "Wir wollen aus der Arbeitslosigkeit raus", erklärte die Frau mittleren Alters, die nicht genannt werden will. "Jetzt werden wir uns wieder an das Amt wenden. Dort besprechen wir, ob unsere Vorstellungen realistisch sind." "Nur Mut!" meinten Petra Friedrichs, Marina Marl und Michael Rother von der Arge im Rhein-Kreis Neuss. "Der Markt ist zwar hart umkämpft. Aber wenn sich jemand spezialisiert und dazu noch eine individuelle Dienstleistung bieten kann, hat er eine Chance", erklärte Rother. Erst kürzlich sei ein arbeitsloser Kaufmann als Umrüster für KFZ-Werkstätten zurück auf den ersten Arbeitsmarkt gelangt. Rother: "Der Enddreißger verkauft jetzt Gasanlagen, für die er gleichzeitig den Einbau übernimmt." Merkwürdig hingegen sei, dass die meisten Arbeitslosen des Rhein-Kreises Neuss noch immer auf dem Gastronomie-Sektor in die Selbstständigkeit wollten. "Da ist es schon ziemlich dicht", so der Arge-Berater. "Ohne Konzept und Finanzierungsplan läuft bei uns gar nichts", warnte Stephan Kunz, Leiter der Wirtschaftsförderung der Sparkasse Neuss. "Wer sich hinsetzt, Geld will und gar nicht genau weiß wofür, hinterlässt bei uns keinen guten Eindruck." Ganz anders ein Karosseriebauer. Der legte ein Konzept für seine mobile Lackschadenbeseitigungsfirma vor. Kunz: "Er kommt zu den Kunden und beseitigt kleine Unfallschäden am Auto. Eine pfiffige Idee, für die wir einen Kredit locker machten." Darlehen gebe es ab 5000 Euro, je nach Fall erweiterungsfähig. "Arbeitslose mit einem schlüssigen Kalkulationsplan brauchen noch nicht einmal Sicherheiten", so Kunz. Weitere Informationen zum Thema Existenzgründung bei der Stadt unter 2 02133/257-436.