Einfangen und umsiedeln: Kampf gegen Gänseplage
Schneegänse in der Nordstadt bilden größte freie Population in Europa. Appell, nicht zu füttern, wird ignoriert.
Neuss. Sie sind wieder da. Das Jröne Meerke zieht die Gänse an. Schneegänse vor allem, dazu Kanadagänse, Graugänse, Blessgänse. Die Probleme sind bekannt: der See voller Algen, die Wiese kahl.
Im vergangenen Jahr musste der Spielplatz gesperrt werden. Der Vogelkot barg Salmonellen und Kolibakterien. Der Appell an die Parkbesucher, nicht zu füttern, blieb ohne jede Wirkung. Jetzt sollen neue Maßnahmen helfen — in diesem Jahr allerdings nicht mehr
Etwa 150 Tiere, darunter 80 Schneegänse, hat die Verwaltung derzeit am Jröne Meerke ausgemacht. 2012 zählte man allein 120 Schneegänse. Für die Wochenzeitung „Die Zeit“ eine „ornithologische Sensation“: Die Kolonie in Neuss sei die größte freie Schneeganspopulation Europas — mit allen negativen Begleiterscheinungen.
Das Grünflächenamt ersann nach Gesprächen mit zahlreichen Beteiligten einen Zweistufenplan. Der musste mit einer Vielzahl von Behörden abgestimmt werden. Das dauerte. Und so griff der Plan für Maßnahmen Stufe 1 ein wenig zu spät.
Das kleine Zeitfenster zum Ende der Brutzeit, in dem die Gänse keine neuen Eier mehr legen, wurde verpasst: Zu Pfingsten sollten die Eier der Schneegänse aus den Gelegen entnommen werden. Doch als die Mitarbeiter von Amtsleiter Stefan Diener, begleitet vom Gänseexperten Johann Mooij (Biologische Station des Kreises Wesel) zur Tat schreiten wollten, fanden sie schon Küken im Nest.
Stufe 2 kann ohnehin erst im nächsten Jahr umgesetzt werden. Die Jungtiere sollen, von ihren Müttern begleitet, umgesiedelt werden, solange sie noch nicht flugfähig sind. Stefan Diener erklärt warum: „Die Schneegänse prägen sich dort, wo sie fliegen lernen, den Standort aus der Luft ein — und kehren dann immer wieder dahin zurück.“
Aber auch eine solche Maßnahme muss beantragt werden, in diesem Fall bei der oberen Jagdbehörde. Ein Umsiedlungsstandort, etwa ein abgelegener Baggersee, ist noch nicht gefunden. Für die Suche ist eine weitere Stelle, die Untere Landschaftsbehörde des Kreises, zuständig.
Aber auch die Neusser Verwaltung beziehungsweise die Kommunalpolitiker könnten in eigener und alleiniger Verantwortung etwas tun: Aus dem Appell, nicht zu füttern, sollte ein Verbot werden. Dann könnte die Stadt auch mit Knöllchen aktiv werden. „Ein solcher Bestand an Schneegänsen ist nicht natürlich“, sagt Diener: „So groß ist er vor allem, weil so viel gefüttert wird.“