Initiative aus Neuss will Wandel im Ernährungssystem erreichen Ernährungsrat geht an den Start

Neuss. · Die Initiative will zum Thema Ernährung Aufklärungsarbeit leisten.

Agnes Groschke-Faruß hat den Ernährungsrat initiiert.

Foto: Andreas Woitschützke

Ernährung gesund, regional und nachhaltig gestalten. Dieses Ziel hat sich der Ernährungsrat für den Rhein-Kreis  Neuss gesetzt, der am Donnerstag, 30. Januar, im Neusser Rathaus sein Gründungsfest feiert. Rund 40 Menschen haben sich in dieser Initiative angeschlossen. Vertreten sind Landwirte, Gastronomen, Ökotrophologen, Ärzte, die Verbraucherzentrale des Landes, die Stadtwerke Neuss sowie verschiedene Vereine und Initiativen.

Klingt prima. Aber: Was ist ein Ernährungsrat? „In einem Ernährungsrat engagieren sich Menschen, die sich mit dem Thema Ernährung auskennen und die einen Wandel im Ernährungssystem erreichen wollen“, erklärt Hauptinitiatorin Agnes Groschke-Faruß.

Der Ernährungsrat soll
eine Denkfabrik sein

Zweites Aber: Kann das globale Ernährungssystem lokal verändert werden? Es muss sogar, meint Groschke-Faruß: „Vor Ort müssen die Lebensmittel wieder nachhaltig angebaut werden und vor Ort müssen Möglichkeiten geschaffen werden, diese Lebensmittel direkt zu verkaufen.“ Damit das gelänge müsse Ernährung auch in der Lokal- und Regional-Politik wieder eine Rolle spielen, sagt sie. Nächste Frage: Wie will der Ernährungsrat das erreichen? „Zum einen sind wir eine Denkfabrik. Wir entwickeln zu verschiedenen Bereichen Ideen, zum Beispiel wie in den Kitas und Schulen mehr regionales Essen angeboten werden kann“, erklärt die Neusserin. Diese Ideen sollen dann in Bürgeranträgen an die Politik münden. Durch Information und Aktionen will der Ernährungsrat zudem Kinder und Erwachsene dafür begeistern, selbst Lebensmittel anzubauen, zu ernten und zu verarbeiten.

Bleibt die Frage: Was hat der Ernährungsrat konkret vor? „Wir haben vier Themenschwerpunkte“, erklärt Groschke-Faruß. Trinkwasser als Lebensmittel Nummer eins etablieren, den Kreis zum „essbaren Kreis machen“, gesunde und regionale Gemeinschaftsverpflegung fördern und regionale Ernährungswirtschaft unterstützen. „Um das Thema Trinkwasser geht es schon bei der Gründungsfeier“, berichtet sie weiter. Zum Thema „essbarer Kreis“ sollen Anträge vorbereitet werden, dass die Grünflächenämter künftig mehr Obstbäume und Pflanzen für Bienen und andere Insekten anpflanzen müssen. „Man könnte auch wie in Andernach Gemüse setzen, das die Bürger dann ernten“, so Groschke-Faruß. Beim Thema Gemeinschaftsverpflegung will der Ernährungsrat eine Idee aus Dänemark in den städtischen Kitas und Kantinen durchsetzen. „Dort besteht das angebotene Essen zu 30, 60 oder 90 Prozent aus Bio-Produkte“, weiß die Initiatorin. „Wir möchten außerdem für Kinder die Möglichkeit schaffen, zu gärtnern“, erzählt sie weiter. Und ab März wird der ernährungsrat einen Kochkurs für junge Erwachsene anbieten.