Fall Daniel D.: Cousin äußert sich

Ulf G. hat im Prozess um Schmerzensgeld und Schadenersatz über die Ereignisse rund um die Tat gesprochen.

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Kaarst/Düsseldorf. Immer wieder hatten die Eltern des vor rund vier Jahren getöteten Daniel D. im Strafprozess ihren Neffen Ulf G. angefleht, den Grund für seine Tat zu nennen — vergebens. Gestern, auf den Tag genau drei Jahre nach seiner Verurteilung zu zehn Jahren Haft wegen Totschlags, erzählte der 31-Jährige plötzlich vor dem Düsseldorfer Landgericht, was sich am späten Abend jenes 11. Dezembers 2013 an der Straße nahe der Braunsmühle zugetragen haben soll.

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Ulf G.

Im Zivilverfahren um Schadenersatz und Schmerzensgeld, auf das ihn die Eltern des Opfers verklagt hatten, berichtete er mit gesenktem Blick und leiser Stimme: „Wir hatten uns verabredet, um in der nahen Gärtnerei Bäume auszugraben. Es sollten Weihnachtsgeschenke für Daniels Eltern sein. Wir hatten beide einen Spaten dabei.“ Im Auftrag seiner Tante habe er Daniel immer wieder nach dessen Beziehung zu seiner Ex-Freundin gefragt. Die Tante habe sich mit der aktuellen Freundin nicht verstanden und wissen wollen, für wen sie Weihnachtsgeschenke kaufen soll. „Das war bei uns immer sehr wichtig“, erläutert Ulf G. Er habe „einen großen Druck verspürt“ mit einem Ergebnis im Sinne der Tante zurückzukommen: „Die Anerkennung von Tante, Onkel und Mutter war mir sehr wichtig.“

Dabei habe er wohl nicht gemerkt, dass bei seinem Cousin eine Grenze überschritten war. Daniel D. sei wütend geworden, habe ihn angegriffen, geschlagen und am Knie getroffen. Da habe er mit dem Spaten zugeschlagen und Daniel D. am Kopf getroffen: „Er lag auf dem Boden, atmete nicht mehr. Ich stand erst nur apathisch da. Dann wurde mir klar, ich musste weg.“ Zwar hatte die Obduktion der Leiche vor rund vier Jahren ergeben, dass Daniel D. infolge mehrer schwerer Schläge auf den Kopf gestorben sei, doch Ulf G. will sich an nicht mehr als einen Schlag erinnern können. Im Gefängnis, in dem er derzeit seine Haftstrafe verbüßt, mache er gerade eine Trauma-Therapie, „um die Empfindung und Bilder besser zu ordnen“, gab er an.

Daniel D. war im Jahr 2013 an der K 37 nahe dem Abzweig zur L 381 erschlagen worden. Die Tatwaffe wurde nie gefunden. Am letzten Verhandlungstag des Strafprozesses hatte der Korschenbroicher Ulf G. zugegeben, seinen Cousin, mit dem er Garten an Garten aufgewachsen war, getötet zu haben.

Im Zivilprozess um Schadenersatz und Schmerzensgeld ist Ulf G. vernommen worden, weil sich das Gericht ein Bild davon machen will, ob der Tat niedrige Beweggründe oder Heimtücke zugrunde liegen und damit Mordmerkmale erfüllt sind. „Auf das Urteil des Strafgerichts, würde das keinen Einfluss haben, es geht um die Höhe des Schmerzensgeldes“, erläutert Gerichtssprecherin Miriam Reinartz. Die Eltern des Getöteten fordern von Ulf G. 50 000 Euro Schmerzensgeld sowie Schadenersatz unter anderem für den vorzeitigen Verkauf des Hauses von Daniel D.