Feuer in der „Mönsterkerk“

Vor 100 Jahren brennt es in St. Quirin. Der Feuerwehr fehlt die Dampfspritze.

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Neuss. März 1914: Neuss ist seit knapp einem Jahr kreisfreie Stadt, zählt mehr als 40 000 Einwohner. Von den Schrecken des Ersten Weltkriegs ahnt niemand etwas. Die Neusser erleben in diesen Tagen vor 100 Jahren eine lokale Katastrophe — so mag es zumindest vielen Menschen erscheinen: Das Quirinusmünster, die „Mönsterkerk“, brennt.

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In den frühen Morgenstunden des 14. März sieht wohl als erster ein Bäckerjunge Rauch, der aus dem Glockenturm aufsteigt. So schildert es Joseph Lange in seinem Buch „Vom Brandhorn zum Funkalarm“ (1981). Für die Feuerwehr kann es nicht schlimmer kommen: Ihre Dampfspritze ist gerade in der Revision und steht nicht zur Verfügung. Erschwernis Nummer zwei: Die Düsseldorfer Feuerwehr, die bei dramatischen Fällen hilft, kann nicht angerufen werden — das Neusser Telefonamt ist nun einmal erst ab 7 Uhr besetzt.

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Es wird telegrafiert, das dauert, die Düsseldorfer rücken an, „mit ihrer größten Automobil-Spritze“, wie Lange schreibt. In 20 Minuten sind sie am brennenden Münster. Brennende Balken stürzen durch den Glockenturm. Auch ein Hafendampfer ist im Einsatz, und schließlich kann verhindert werden, dass die Flammen auch auf das Langhaus der Kirche übergreifen.

Doch die Balken des Glockenturm stürzen ins Kircheninnere, ebenso der Turmhelm mit Kreuz und Hahn. Zerstört sind das Turmgewölbe und die Orgelempore mit dem Spieltisch der großen, erst ein paar Jahre alten Orgel. Zerbrochen und zerschmolzen sind auch die 150 Jahre alten Glocken.

Tagelang dauern die Aufräumarbeiten, für das Glockengeläut wird anschließend die noch heute bestehende Stahlkonstruktion angeschafft. Der Neusser Stadtrat dankt der Düsseldorfer Berufsfeuerwehr — mit einer Spende von 300 Mark.

Die Brandursache wird nicht geklärt. Die Feuerwehr selbst gibt nur an, es sei kein Kurzschluss im elektrischen Läutewerk gewesen, das wird allerdings auch bestritten. Dem Thema Brandstiftung wird nicht nachgegangen.