Feuerwehr soll attraktiver werden
Dezernent Holger Lachmann hat einen Maßnahmen-Katalog vorgelegt, der das Ehrenamt stärken soll.
Neuss. 74 Hauptamtliche, rund 300 Ehrenamtler und 67 Nachwuchskräfte bei der Jugendfeuerwehr — das ist laut Tobias Spange vom städtischen Presseamt die aktuelle Mannschaftsstärke der Feuerwehr Neuss. Die Stadt möchte ihre Wehr stärken und das Ehrenamt attraktiver machen. Nachdem die Idee einer sogenannten Feuerwehrrente — also ein Modell zur finanziellen Aufwertung des Ehrenamtes — mit Blick auf die derzeit gängigen Versicherungsmodelle nicht eingeführt werden soll, hat der für Bürgerservice, Personal und Sicherheit zuständige Dezernent Holger Lachmann jetzt einen ganzen Maßnahmen-Katalog vorgelegt.
Nach und nach sollen die einzelnen Maßnahmen nun auf ihre Umsetzbarkeit geprüft und, wenn möglich, eingeführt werden. Lachmann betont, es sei ein Bündel geschnürt worden, das für möglichst viele Ehrenamtler zusätzliche Anreize schaffen soll. In fünf Themenbereiche ist der Maßnahmen-Katalog unterteilt: aktiver Dienst, Sport und Fitness, Unfall- und Krankenschutz, bauliche Maßnahmen sowie — fünftens?— Standortvorteile.
Im Bereich „aktiver Dienst“ sollen zum Beispiel die Kosten für Lkw-Führerscheine bei den Aktiven, die die Feuerwehr-Grundausbildung absolviert haben und bereits Atemschutzgeräteträger sind, übernommen werden. „Sport und Fitness“ ist ein großes Thema: Unter anderem soll der Fitnessraum in der Feuerwache verbessert werden und in der geplanten Feuerwache in Hoisten ein weiterer hinzukommen. Außerdem sollen Rückenschul- und Nichtraucherkurse angeboten werden, der Feuerwehr sollen zudem Sporthallen zu attraktiven Zeiten zur Verfügung gestellt werden. Es soll keine Benachteiligung gegenüber dem Vereinssport geben. Geprüft wird zudem der Abschluss einer betrieblichen Krankenzusatzversicherung für aktive ehrenamtliche Feuerwehrleute sowie ein erweiterter Unfallschutz, der die gesetzlichen Leistungen ergänzt. Auch bei den baulichen Maßnahmen soll etwas getan werden: Beim städtischen Gebäudemanagement (GMN) soll ein eigener Zuständigkeitsbereich geschaffen werden, um Sanierungen in den Feuerwehrgerätehäusern voranzutreiben.
Spannend wird, wie die Stadt die unter „Standortvorteile“ geplanten Maßnahmen umzusetzen gedenkt. So soll die aktive Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr bei Immobilienvergaben der Stadt und ihrer Tochterunternehmen „positiv berücksichtigt“ werden und es ist außerdem eine privilegierte Vergabe von Mietwohnungen an Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr geplant.
Zudem soll sich die Verwaltung verpflichten, aktive Feuerwehr-Ehrenamtler bei Stellenausschreibungen bei gleichrangigen Bewerbern zu nehmen. Ein schwieriges Feld. Michael Klinkicht (Grüne) und Roland Sperling (Linke) meldeten Bedenken zu den rechtlichen Möglichkeiten an.
Rechtliche Fragen, ein ohnehin schon überlastetes GMN und weitere offene Fragen — was aus dem Maßnahmen-Katalog tatsächlich kommt, muss sich erst noch zeigen. Eines aber ist erst einmal vom Tisch: Eine Kinder-Feuerwehr soll es in Neuss vorerst nicht geben. Es fehlt schlicht an Kapazitäten.