Förster befürchtet Baumsterben
Die Trockenheit macht dem Knechtstedener Wald — dem größten zusammenhängenden Forst im Kreis — zu schaffen.
Dormagen. Die langen Wachstumsphasen der Bäume bedingen lange Reaktionszeiten auf Veränderungen. Mit dem Klimawandel, wie er seit einigen Jahren beobachtet wird, ändern sich die Rahmenbedingungen für die Wälder radikal — auch Revierförster Theo Peters beobachtet mit gerunzelter Stirn „seine“ Bäume.
Die gute Nachricht: „Für die Blüte ist es ein günstiges Jahr, erst vor Kurzem stand die Winterlinde in voller Blütenpracht“, sagt er. Buche, Linde, Esche, Ahorn tragen aktuell unzählige Früchte, die sogenannte Mast ist dieses Jahr überaus stark. Auch Bucheckern und Eicheln wird es viele geben: „Die heruntergefallenen Früchte sollen den Wald verjüngen, aber sie dienen auch Wildschweinen oder Eichhörnchen als Nahrung. Was wir ernten, verkaufen wir als Saatgut an Baumschulen.“
Normalerweise fällt die Mast im Spätsommer oder Herbst. Aber: „Wenn es weiterhin so trocken bleibt, werden es kleine Früchte, die hohl sind. Doof nennen wir das. Die Trockenheit bedeutet enormen Stress für den Baum, auch die Blüten und die Früchte kosten ihn enorme Energie.“ Die Auswirkungen seien vielleicht schon kommendes Jahr zu sehen, wenn die Bäume aufgrund der nicht ausreichenden Wasserversorgung absterben.
Mit 1200 Hektar ist der Tannenbusch das größte Waldstück im Kreis. Um Vielfalt zu wahren, werden Nebenarten in Lücken platziert — Wildapfel, Wildbirne oder Kirsche. „Wenn es keine Menschen gäbe, wäre die Buche der meistverbreitete Baum, weil sie mit ihrem Schatten alles andere verdrängt. Aber die Kirsche zum Beispiel, deren Kerne auch durch Vögel durch den Wald getragen werden, fummelt sich dorthin, wo sie Licht bekommt.“
Theo Peters betont, dass der Wald auch seinen Wert als Rohstofflieferant nicht verloren hat. „Wir brauchen jetzt und in Zukunft das umweltfreundliche Holz als ständig nachwachsenden Rohstoff und vielfältig verwertbaren Werkstoff.“ Im Knechtstedener Wald werden die Bestände alle fünf Jahre durchforstet.
Ohnehin erkennt Peters, dass die Anforderungen an den Wald steigen: „Er bietet Lebensraum für Pflanzen und Tiere, filtert Schadstoffe aus der Luft, schützt Wasser und Boden und speichert Kohlenstoff, ist Rohstofflieferant und dient als Erholungsraum.“ An schönen Tagen seien die rund 30 Kilometer Wege bevölkert von Joggern, Radfahrern und Spaziergängern. Um diesen Raum zu schützen, beginnt das Forstamt bei den Kleinsten: „Wir arbeiten zum Beispiel mit den Waldkindergärten zusammen. Die Kinder lernen, ihren Müll aus dem Wald wieder mitzunehmen, keinen Lärm und kein Feuer zu machen, keine Tiere zu füttern, zu quälen, zu fangen oder zu streicheln und keine Pflanzen absichtlich zu zerstören.“ Die Antwort des Försters auf den Klimawandel: „Die vitalen Bäume werden gestärkt, die weniger kräftigen werden genutzt.“