Fünf Kandidaten diskutieren in Neuss

Sechs Politiker, die sich um ein Bundestagsmandat bewerben, waren ins Sachs-Gymnasium geladen. Der Kandidat der AfD kam nicht.

Foto: Woitschützke

Rhein-Kreis. Wer denkt, junge Menschen interessierten sich nicht mehr für Politik, der hätte bei der jüngsten Podiumsdiskussion in der Aula des Nelly-Sachs-Gymnasiums zu Gast sein müssen. Die war nämlich so gut besucht — das Gros der Zuhörer kam aus der Schülerschaft —, dass nicht mehr alle einen Sitzplatz fanden.

Die Botschaft der Veranstaltung: Hören, was die Bundestagskandidaten aus dem Rhein-Kreis zu bieten haben. Den Fragen von den kess auftretenden Schülern Julian Döller und Maximilian Schöppkens stellten sich Hermann Gröhe (CDU), Daniel Rinkert (SPD), Bijan Djir-Sarai (FDP), Susanne Badra, (Bündnis 90/Die Grünen) und Roland Sperling (Die Linke). Dirk Kranefuss von der AfD war zwar eingeladen gewesen, erschien jedoch nicht.

Julian Döller, Moderator

Um das Publikum nicht mit dem üblichen Frage-Antwort-Spiel zu langweilen, dachten sich die Verantwortlichen etwas Neues aus: So wurden Wahlplakate der jeweiligen Parteien per Beamer auf eine Leinwand projiziert. Die Politiker sollten erklären, was dahinter steckt — und so in die Diskussion mit den anderen Kandidaten treten. Bis auf die erste Runde, in der die Teilnehmer bezüglich des CDU-Wahlplakates „Europa stärken heißt Deutschland stärken“ einen recht langatmigen Dialog zum Thema Zusammenhalt in Europa hielten, klappte das auch ganz gut. Das war auch Moderator Julian Döller zu verdanken, der abschließend anregte: „Sie dürfen ruhig diskutieren — das war gerade etwas einseitig.“ Und so vergleichsweise harmonisch wie in der erste Runde blieb es im weiteren Verlauf nicht. So kommentierte Gröhe Daniel Rinkerts Plan, „viel Geld“ in die Hand nehmen zu wollen, um unter anderem Plätze für Kitas sowie Ganztagsschulen abzuschaffen und in die Ausstattungen von Schulen zu investieren, scharf: „Wer in Nordrhein-Westfalen abgewählt wurde, weil er jämmerlich bei der Bildungspolitik versagt hat, soll nicht so tun, als würde er im Bund alles rausreißen“ Uneinigkeit herrschte auch über das Plakat der Grünen mit dem Spruch: „Entweder Schluss mit Kohle oder Schluss mit Klima“. Laut Susanne Badra müsse ein reiches und innovatives Land wie Deutschland in der Lage sein, erneuerbare Energie auch speichern zu können. „Es ist eine Frage des Willens und nicht des Könnens.“

Gegenwind gab’s von Bijan Djir-Sarai: „Ich teile die Botschaft der Aussage auf dem Plakat nicht“, sagte der FDP-Kandidat. „Das ist mir zu einfach — ich bin dagegen, wenn hochkomplexe Themen aus dem Bauch heraus diskutiert werden.“ Schließlich gehe es dabei auch um Arbeitsplätze.