Funde werden im Museum gezeigt
Einige der archäologischen Funde von der Schlossbad-Baustelle sollen in der Villa Erckens ausgestellt werden.
Grevenbroich. Der einjährige Baustopp fürs neue Hallenbad, die zusätzlichen Ausgaben von 2,5 Millionen Euro wegen der archäologischen Funde in der Baugrube sollen zumindest einen messbaren wissenschaftlichen Wert nach sich ziehen: Diese Hoffnung hegt nicht nur der Erste Beigeordnete Michael Heesch. Voller Hoffnung hat auch Stadtarchivar Thomas Wolff schnell noch bei den Funden zugegriffen, die die Archäologen des Landschaftsverbandes (LVR) nicht mehr für ihre wissenschaftliche Auswertung benötigten und mit nach Bonn genommen haben.
Acht zunächst unspektakulär anmutende „Holzknüppel“ hat Wolff noch von der Baustelle gerettet. Der Rest der nicht mehr verwertbaren Funde wurde mittlerweile entsorgt. In Folie eingewickelt harren die Hölzer aus dem Mittelalter nun noch im Archiv-Keller der Villa Erckens aus. Wolff will sie aber auf jeden Fall in die Dauerausstellung einbauen: Damit wären diese Hinweise auf die Besiedelung Grevenbroichs im Sumpfgebiet der Grafen von Kessel die mit Abstand ältesten Stücke im Grevenbroicher Museum. Die nächst älteren stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die Hölzer, die auch Bearbeitungsspuren durch menschliche Hand zeigen, datieren aus der Gründungszeit der Stadt um 1311 bis 1312.
Michael Heesch, Dezernent
Allerdings sind die Funde in einem sehr schlechten Zustand: Ohne die Schutzfolie würden sie regelrecht zerbröckeln. „Wir lassen uns von Experten bei der Konservierung helfen“, betont Wolff, der nun ebenso wie Michael Heesch voller Spannung auf die wissenschaftliche Auswertung und Dokumentation der Archäologen in Bonn wartet. Er erhofft sich auch die Möglichkeit, durch Bildmaterial von der Grabung und den Funden, die weit mehr als „nur Holzknüppel“ waren, eine Bereicherung für das Museum.
Einen Raum in der Dauerausstellung hat er bereits in der ersten Etage ausgeguckt, wo die Besiedelung der Sumpfgebiete an der Erft thematisiert wird. Dort gibt es auch Karten aus dem 18. Jahrhundert, die unter anderem genau das Gebiet zeigen, wo die archäologischen Funde gemacht wurden.
Die Präsentation in der Villa Erckens hängt nun aber entscheidend davon ab, was die archäologische Auswertung ergibt. Angesichts eines ganzen Jahres Bauverzögerung und der 2,5 Millionen Euro Zusatzkosten ist der für Sport, Bildung und Kultur zuständige Dezernent Michael Heesch zwar „bisher enttäuscht“, wie er gestern sagte. Die Betonung liege aber auf dem Wort „bisher“. „Ich erwarte jetzt aber auch, dass die archäologischen Funde aus Grevenbroich substanzielle wissenschaftliche Erkenntnisse auch für unsere Stadtgeschichte erbringen,“ sagt Heesch und wird noch deutlicher: „Hypothesen reichen nicht. Mir ist es wichtig, dass diese Hölzer zum Sprechen gebracht werden.“
Außerdem sei es an der Zeit, die Sinnfälligkeit des Denkmalschutzgesetzes in Frage zu stellen: Per Denkmalschutzgesetz bleibe Grevenbroich auf den 2,5 Millionen Euro hängen, völlig egal, ob das archäologische Ergebnis anschließend für Land oder sogar Bund von Wichtigkeit sei.
Die einzige Alternative wäre gewesen, die Schlossbad-Baugrube zuzuschütten und das Vorhaben aufzugeben: Dann wären aber sieben Millionen Euro für bereits erteilte Aufträge, Schadenersatz und Planungskosten in den Sand gesetzt worden — „und die hätten wir als Stadt selbst verantwortet“, verdeutlicht Heesch und ist sicher: Damit wäre Grevenbroich im Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes mit den größten Verschwendungen von Steuergeldern an den Pranger gestellt worden.