Galopprennen stehen vor dem Aus

Die SPD will den Vertrag der Stadt mit dem Rennverein kündigen. Der Antrag hat gute Aussichten auf Erfolg.

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Neuss. Die SPD hat klare Vorstellungen: Die Stadt kündigt den laufenden Vertrag mit dem Neusser Reiter- und Rennverein fristgerecht, so dass im Winter 2019 letztmalig edle Vollblüter um Sieg und Platz auf der Bahn vor dem Hessentor galoppieren. Damit würden in Neuss 144 Jahre Galoppsportgeschichte zu Ende gehen.

Der Vertrag muss bis zum 30. Juni 2018 gekündigt werden, damit er Ende 2019 ausläuft. Den Antrag auf Vertragskündigung wird am Donnerstag die SPD-Ratsfraktion in der Gesellschafterversammlung stellen. Das bestätigt Arno Jansen: „Wir haben auf unserer Klausurtagung beraten und sehen keine andere Möglichkeit“, sagt der Fraktionsvorsitzende. Der Rennverein habe keine zukunftsfähige Konzeption vorgelegt. Dem Verein falle nur ein, dem städtischen Tochterunternehmen Neuss Marketing Mehrkosten in Höhe von rund 120 000 Euro aufzubürden. „Das werden wir auf keinen Fall mitmachen“, sagt Jansen.

Helga Koenemann, CDU

Dem widerspricht vehement Altbürgermeister Herbert Napp, der den Verein berät. Es läge ein Vertragsentwurf auf dem Tisch, inklusive Einnahme-Überschuss-Rechnung, und die Bereitschaft, bei Verbesserung der Finanzsituation einen Nachschlag zu zahlen. Der Verein verzichte auf Investitionsforderungen. „So lange keine andere Nutzung ansteht“, sagt Napp, „macht eine Kündigung keinen Sinn“. Warum, so fragt er laut, solle Neuss auf zehn bis zwölf Renntage im Jahr verzichten, wenn die Infrastruktur vorhanden sei und der Verein und die Rennen niemanden störten.

Der SPD-Antrag hat dennoch beste Aussichten, eine Mehrheit zu finden. Obwohl die größte Fraktion, die CDU, sich erst morgen abschließend verständigen wird, schimpft ihre Vorsitzende Helga Koenemann schon vorab: „Ich versuche alles, um eine Lösung mit Galoppsport in Neuss zu finden. Aber wenn sich ein Verein derart wehrt, gerettet zu werden, müssen wir den schmerzhaften Gang antreten.“

Seit mehr als einem Jahr zeige die Stadt in den Verhandlungen Geduld, sagt Koenemann, nun sei das Ende der Fahnenstange erreicht: „Der Verein betreibt keine Jugendarbeit. Der Verein tut nichts für die Integration. Aber der Verein stellt Forderungen an die Stadt.“

Seit 30. August 1875 werden auf der Neusser Bahn Galopprennen gelaufen. Zudem sind dort Ställe ansässig, die das Areal für die Trainingsarbeit nutzen. Seit Jahren konzentriert sich das Neusser Turfangebot auf Sandbahnrennen in den Wintermonaten. Der Rennverein zahlt eine Pacht für die Nutzung an die Stadt. Ihm fehlt offenbar Geld, den Zins zu entrichten und die vereinbarte Grünpflege zu leisten. Hintergrund: Immer mehr Menschen wetten online; Geldströme fließen an den Renn-Veranstaltern vorbei.

Die SPD werde nun das Gespräch mit Schützenpräsident Martin Flecken suchen, denn es sei Wille der Fraktion, die Rennbahn als Festwiese und als grüne Oase für die Neusser zu erhalten. Es könne sinnvoll sein, das von HBM (heute BAM) vor Jahren vorgelegte Konzept noch einmal zu studieren und die Idee einer Multifunktionshalle zu verfolgen. Die SPD werde sich im Januar eine entsprechende Halle in Gummerbach „als Muster“ anschauen.