Gesundheitstag: Prävention nur für Männer
Zum fünften Mal haben AOK und Lukaskrankenhaus einen Gesundheitstag durchgeführt.
Neuss. „Männer sind Vorsorgemuffel“, sagt Marion Schröder, Regionaldirektorin der AOK. Daher führe ihre Krankenkasse in Kooperation mit dem Lukaskrankenhaus, der Rheintorklinik sowie der Urologischen Gemeinschaftspraxis Neuss seit 2005 alle zwei Jahre den Männergesundheitstag durch, der am 12. Oktober zum fünften Mal stattfand.
„Wir schreiben die Mitglieder an — Zielgruppe sind die 45- bis 53-jährigen Männer — und laden sie unverbindlich ein, an einem Samstag in der Rheintorklinik verschiedene Gesundheitsstationen zu durchlaufen“, sagt Schröder. Angeboten wird die Bestimmung von Blutzucker, Blutdruck, Body-Mass-Index (BMI) sowie eine Prostatakrebsabklärung (PSA). Außerdem gibt es innerhalb der drei Stunden eine Ernährungsberatung und Informationen über Selbsthilfegruppen.
„Die Ergebnisse der Checks werden auf einem Formular eingetragen, ausgewertet und anschließend gemeinsam besprochen, die Blutwerte zeitnah mitgeteilt“, erklärt Schröder. Bei Auffälligkeiten wird dringend geraten, den Hausarzt oder einen niedergelassenen Urologen zu konsultieren. „So konnten wir in der Vergangenheit dem ein oder anderen das Leben retten“, sagt die AOK-Chefin.
„Männer vernachlässigen sich selbst, werden aber auch vernachlässigt“, sagt Dr. Thomas Otto, Chefarzt der Urologischen Klinik am Lukas. „Für Frauen gibt es zum Beispiel wunderbare Brustkrebs-Vorsorgeprogramme, bei Männern herrscht da gähnende Leere.“ Eigentlich fehle ein Männerarzt, der gezielt auf die medizinischen Probleme eingehe. „Längst überfällig ist die Einführung eines Präventionsgesetzes“, so Otto.
Mit dem Gesundheitstag für Männer würden die Kooperationspartner zumindest ein Bewusstsein für die Problematik schaffen. „Wer auffällige Werte bei Blutzucker, Blutdruck und BMI aufweist, ist auch für koronare Herzerkrankungen anfällig. Das zieht doch immer einen ganzen Rattenschwanz nach sich“, betont der Mediziner.
Seit 2005 hätte man die Angebotspalette erweitert. „Anfangs haben wir nur die Prostatakrebsabklärung durchgeführt, und das bei über 60-Jährigen. In diesem Jahr lag der Altersdurchschnitt bei 49 Jahren“, resümiert Otto. Die Ergebnisse — 411 Männer folgten dem Aufruf — waren zum Teil nicht überraschend, und doch erschreckend: 76 Prozent der Männer waren überhaupt erst zum ersten Mal bei einer Vorsorgeuntersuchung. Von den 44 Prozent der Männer, die einen erhöhten BMI aufwiesen, waren sich 78 Prozent der Problematik nicht bewusst. „Die kommen mit einem Bluthochdruck von 190 und denken, mit ihnen sei alles in Ordnung“, berichtet Otto von krassen Fehleinschätzungen, was die eigene Gesundheit betrifft.
Er schätzt, dass bei diesem gefährdeten Anteil an Männern bestimmt noch einmal 30 Prozent zum Beispiel mit Potenzproblemen zu kämpfen hätten. „Aber das kann man an so einem Tag natürlich nicht im Detail besprechen.“