„GO Neuss“ will eine neue politische Kraft werden Wählergeminschaft „Go Neuss“ will jetzt politisch Fuß fassen

Neuss. · Analyse Die Gruppe besteht aus meist türkischstämmigen Neussern.

Deniz Davarci gehört dem Rat nicht mehr als parteiloser Stadtverordneter an. Mit ihm an der Spitze hat sich eine neue politische Gruppierung gebildet, die im Herbst als Wählergemeinschaft zu den Kommunalwahlen antreten wird.

„GO Neuss“, also: „Gesellschaftlich offen für Neuss“ ist der Name dieses Bündnisses, das sich noch ein Programm geben muss, aber als Verein schon konstituiert hat. Im Rat firmiert Davarci schon unter „GO Neuss“ – um die neue „Marke“ bekannter zu machen.

„GO Neuss“ ist der erneute Versuch einer Gruppe meist türkisch-stämmiger Neusser, neben den etablierten Parteien eine eigene Vertretung zu platzieren. Mit der Entscheidung, dies nur in Form einer Wählergemeinschaft auf den Weg zu bringen, reagiert diese Gruppe auch auf Probleme in der Vergangenheit. Entscheidend für Erfolg oder Misserfolg wird auch in dieser Konstellation sein, ob „GO Neuss“ außerhalb der türkischstämmigen Gemeinschaft und abseits der Moscheegemeinden Unterstützung und Rückhalt findet. Der Name drückt diese Hoffnung aus: „Gesellschaftlich offen“ – das ist auch ein Versuch, Ausgrenzung wie Abschottung auszuschließen. Zumindest verbal.

Einige der Mitglieder sympathisieren mit der CDU

Gesicht der neuen Bewegung ist Deniz Davarci (47), Elektrotechnik-Ingenieur, Familienvater, Erfttaler. Er sympathisierte zunächst mit der CDU – wie etliche aus seinem Umfeld, die zum Teil sogar Parteimitglied der Union waren. Er politisierte sich dann über den Integrationsrat, dessen politische Gestaltungsmöglichkeiten er aber als zu marginal empfand. Seine Einzelkandidatur bei den Wahlen zum Stadtrat war 2009 ein Testballon – mit einem für ihn ermutigenden Ergebnis: 7,6 Prozent holte Davarci in Erfttal, fast so viele wie die Bewerber von FDP und Grünen zusammen.

Mit der Gründung eines Kreisverbandes der Partei „Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit“ (BIG) wurde 2014 dann ganz folgerichtig der Versuch unternommen, an politischer „Breite“ zu gewinnen. Dazu gehörte auch, den ersten Kreisvorsitzenden Ahmet Tuzkaya, jetzt auch bei „GO Neuss“ gelistet, 2015 als Bürgermeisterkandidaten in Neuss ins Rennen zu schicken – mit einem allerdings ernüchterndem Ergebnis. Lediglich 1,1 Prozent holte BIG bei den Wahlen zum Stadtrat. Das hieß: Ein Stadtverordneter, aber keine Fraktion.

Erst der Zusammenschluss mit dem Einzelkämpfer der UWG brachte im zweiten Anlauf Stabilität, einen bis heute gewahrten Fraktionsstatus und die Möglichkeit, die Abwanderung interessierter Mitstreiter zu stoppen, die als sachkundige Bürger eingebunden werden konnten. Trotzdem: Als Partei war BIG nicht zu halten, das Projekt scheiterte. Wählergemeinschaft heißt nun: Keine großen Strukturen aufbauen zu müssen. Partei kann „GO“ ja immer noch werden. -nau

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