Fridays for Future Neuss Klima-Aktivisten fordern besseres ÖPNV-Angebot

Neuss · Fridays for Future Neuss kündigen monatliche Aktionen an. Geplant sind Speed- und Fahrrad-Demos.

Fridays for Future bei einer Demonstration durch die Neusser Innenstadt. Solche Aktionen soll es auch 2020 wieder geben.

Foto: Andreas Woitschützke

. Auf den ersten Blick ist die Bilanz nach einem Jahr Fridays for Future enttäuschend: Das Kohleausstiegsgesetz ist für Klimaaktivisten ein Hohn. Großkonzerne wie Siemens halten selbst an kleinen Aufträgen für die Kohleindustrie fest. Und in Deutschland sind 2019 die Zahl der Flüge und der verkauften SUVs weiter gestiegen.

„Stimmt leider alles“, sagt Soja-Nemo Heißerer (23), „aber stellt euch mal die Frage, was wäre, wenn es Fridays for Future nicht gäbe.“ Die Berufsschülerin und Aktivistin von Fridays for Future Neuss ist sich sicher: Dann gäbe es heute keine CO2-Steuer, der Klimawandel wäre kein Dauerthema in den Medien und ein Klimabewusstsein hätte sich weiter nur bei wenigen gebildet. Außerdem: „Noch nie haben Aktivisten oder Revolutionäre es geschafft, in nur einem Jahr eine solche Größe zu erreichen“, betont Mitstreiter Samuel Akinlaja (17) vom Quirinus-Gymnasium. Auch was Fridays for Future Neuss (FFF Neuss) in der eigenen Stadt erreicht habe, könne sich sehen lassen: „Es ist ein Klimapaket in Arbeit, der ÖPNV soll billiger werden, es ist beschlossen, dass die RWE-Aktien verkauft werden, und es wird in Neuss langsam einfacher, nachhaltig einzukaufen“,sagt sie. Das reiche natürlich längst nicht, und deshalb hat FFF Neuss 2020 viel vor: „Wir wollen jeden Monat eine Aktion starten“, so Heißerer. Los geht es am 14. Februar mit einer Demo in Neuss. „Und bei der nächsten Groß-Demo im April sind wir auch wieder dabei“, sagt die 23-Jährige. Daneben ist eine Handy-Sammel-Aktion in Planung.

Gespräche mit Politik,
Wirtschaft und Bürgern geplant

Es soll ein Infostand entstehen, mit dem FFF Neuss bei Veranstaltungen in der Stadt vertreten sein wird. „Wir denken außerdem über Speed-Demos nach, die nur rund eine halbe Stunde dauern, so dass jeder in seiner Mittagspause mitmachen kann“, erzählt der 17-Jährige. Auch Fahrrad-Demos und eine „Demo der Bäume“ sind in Planung.

Nicht zuletzt wolle man weiter das Gespräch mit Politik, Wirtschaft und Bürgern suchen. Grundlage dieser Gespräche sollen unter anderem konkrete Forderungen sein, die gerade von FFF Neuss ausgearbeitet werden. „Unter anderem fordern wir, dass das ÖPNV-Angebot durch eine höhere Taktung und niedrigere Preise verbessert wird, dass die erste freie Stunde in den Parkhäusern abgeschafft und dass mehr autofreie Zonen eingerichtet werden“, listet Akinlaja auf. Generell müsse zudem der Blick stärker auf die Fahrradfahrer gerichtet werden. Ein paar Fahrradwege auszubessern reiche nicht. Weiter müsse sich der Klimaschutz auch im baulichen Bereich und beim Thema Ernährung viel stärker wiederfinden.

FFF Neuss strebt Zusammenarbeit mit anderen Gruppen an

„Dass es nun in Neuss einen Ernährungsrat gibt, ist da schon ein erster wichtiger Schritt“, wertet der Quirinus-Schüler. Vor allem aber: „Das bisherige Reden muss endlich in Handeln übergehen!“ Denn Klimaforscher hätten bestimmte Punkte benannt, ab denen sich diverse Klimaauswirkungen nicht mehr rückgängig machen lassen. Diese Punkte nicht zu erreichen, müsse die Richtschnur sein – und nicht bestimmte Jahreszahlen. Um diesen Forderungen noch mehr Nachdruck zu verleihen, strebt FFF Neuss auch an, mit anderen Gruppen stärker zusammenzuarbeiten. „Uns ist aber wichtig, dass alle Aktionen sich im legalen Rahmen bewegen“, betont Akinjala und erteilt damit Überlegungen der Klimagruppe Extinction Rebellion eine klare Absage. Auch Angeboten wie dem von Siemens, dass Schüler von Fridays for Future Mitglied des Aufsichtsrates werden, lehnen die beiden ab. Heißerer: „Ich glaube, dass ich in einem Aufsichtsrat weniger erreichen kann, als wenn ich mich weiter als Aktivistin einsetze.“