Grevenbroich erarbeitet ein Stadtkonzept für die nächsten 15 Jahre
Auch Bürger sollen das Leitbild „Grevenbroich 2030“ mitgestalten.
Grevenbroich. Wie soll Grevenbroich in knapp 15 Jahren aussehen, welche Schwerpunkte sollen Politik und Verwaltung setzen? Diese Fragen sollen ab kommender Woche geklärt werden. Der Rat hatte die Erarbeitung eines Leitbildes für die Stadt beschlossen und und 2017 damit der Entwicklung die KoPart NRW, ein Tochterunternehmen des Städte- und Gemeindebundes, beauftragt. Der Startschuss fällt am Donnerstag, 18. Januar, mit einem Auftakt-Workshop mit Vertretern der Politik, dem Ältestenrat und der Verwaltung. Dabei sollen „Einzelheiten zum Prozessablauf abgestimmt werden — zu Inhalten, Themenfeldern und Vorgehensweise“, erklärt Stadtsprecherin Ines Hammelstein.
Anschließend würden auch die Bürger einbezogen, das könne etwa mit Ideenworkshops, Befragungen und Info-Veranstaltungen geschehen. „Der gesamte Prozess ist auf ungefähr ein Jahr angelegt“, sagt Hammelstein.
„Ich fände es gut, wenn wir den Prozess bis Jahresende zum Abschluss bringen würden, aber ein nachhaltiges Ergebnis ist für uns wichtiger als ein Schnellschuss“, erklärt SPD-Fraktionschef Horst Gerbrand: Das Leitbild sei wichtig, „weil wir damit bei knappen Ressourcen Handlungsschwerpunkte festlegen — die dicken Sachen, die wir verwirklichen wollen.“ Gerbrand hofft, dass alle Fraktionen beim Leitbild mitmachen. „Wichtig ist, dass die Bürger beteiligt werden, dass sie uns sagen, wie sie sich die Stadt in zwölf, 15 Jahren vorstellen. Politik ist gut beraten, über die Wahlen hinaus zu schauen, was die Bürgerschaft möchte.“
Die SPD nennt bereits Schwerpunkte, die sie im Leitbild verankern möchte: „Es geht zum einen um ein familienfreundliches Grevenbroich. Dazu gehört beispielsweise die Ausstattung mit Kita-und Ogata-Plätzen.
Horst Gerbrand, SPD-Fraktionschef
Weitere Schwerpunkte sind der Strukturwandel — wie können wir einen vernünftigen Branchenmix schaffen, wie können nicht mehr benötigte Kraftwerksflächen genutzt werden — sowie der Bereich Wohnen im Quartier und Nahmobilität. Dabei geht es etwa um die Schaffung erschwinglichen Wohnraums und Förderung von Radfahren und ÖPNV“, sagt Gerbrand.
Auch die Liberalen betonen die Bedeutung des Zukunftsprogramms und der Bürgerbeteiligung. „Wir waren die ersten, von denen die Initiative für ein Leitbild ausging. Jeder Grevenbroicher hat ein anderes Bild von der Stadt im Kopf“, sagt Fraktionsvorsitzender Markus Schumacher. „Bürger, Vereine, Wirtschaft müssen ins Boot geholt werden. Das Leitbild soll kein Papier sein, das Politik und Verwaltung erstellen, sondern einen strategischen Ansatz verfolgen, nach dem Politik ihre Entscheidungen ausrichtet“, sagt der FDP-Fraktionschef. Als „Big-Points“ nennt er unter anderem: Wie muss sich die Wirtschaftsstruktur, wie muss sich die Vereinsstruktur entwickeln, um Heimat zu stärken?“
Die UWG/ABG-Fraktion hatte die „Investition für die Erstellung eines Leitbildes nicht priorisiert“, sagt Fraktionsvorsitzender Carl Windlerdoch. Sie habe aber ebenballs Wunsch-Schwerpunkte: „Bildung und Schulen, die wirtschaftliche Entwicklung mit der Neuansiedlung von Unternehmen sowie die Verbesserung der Infrastruktur im digitalen Bereich, etwa für höhere Netzgeschwindigkeiten.“
Die Grünen hatten die Erstellung eines Leitbildes abgelehnt, es als „überflüssigen Luxus“ bezeichnet. Zudem sei „die Entwicklung im rheinischen Revier schwer in ein Leitbild zu packen — da sind viele weitere Mitspieler wie RWE“, erklärt Fraktionschef Dirk Gawlinski. Dennoch wolle die Fraktion mitwirken, um Akzente zu setzen. Ein Schwerpunkt dabei: „Natur erhalten, Natur schützen. Wir sind weithin der waldärmste Kreis, immer mehr Fläche wird verbraucht. Wir wissen eigentlich nicht mehr, wie echte Natur aussieht.“