Großalarm nach Feuer auf Tankschiff
Die Feuerwehr und mehrere Hilfsorganisationen führten im Hafen eine gemeinsame Großübung durch.
Neuss. Die Feuerwehr wird fast regelmäßig zu kleineren Einsätzen in den Hafen gerufen. Am Samstag war das anders:
Im Hafenbecken war auf einem Tanker ein Feuer ausgebrochen, es gab viele Verletzte, die Alarmierungsstufe MANV 2 musste ausgerufen werden.
Im Rhein-Kreis Neuss bedeutet dies einen Unfall mit bis zu 25 verletzten Personen. Glücklicherweise handelte es sich nur um eine Übung. Die allerdings war derart realistisch, dass Beobachtern gelegentlich der Atem stockte.
227 Einsatzkräfte von Feuerwehr, den Rettungsdiensten, Spezialisten der Analytischen Task Force der Berufsfeuerwehr Köln, der DLRG und der Wasserwacht bis hin zur Notfallseelsorge waren im Einsatz.
Gegen 9.30 Uhr ertönte das Einsatzsignal. Rauch waberte durch die Luft, die ersten Opfer riefen um Hilfe. Es dauerte nicht lange, bis die Einsatzkräfte im Hafen auftauchten. Das Tankschiff, mit 1500 Tonnen Heizöl beladen, verlor im Übungsszenario seine Flüssigkeit in den Hafen. Dies wurde durch Haferflocken simuliert und Lösch- boote begrenzten die Ausbreitung durch Ölsperren.
Die Brandbekämpfer versuchten, das Feuer auf dem Schiff unter Kontrolle zu bekommen. „Jetzt haben wir das erwartete gepflegte Chaos“, sagte Frank Lambertz von der Feuerwehr. Diese „Chaosphase“ sei völlig normal. Unnormal und der Situation der Übung geschuldet war, dass die Rettungskräfte im Konvoi zur Einsatzstelle fuhren und dort sofort mit ihrem umfangreichen Gerät zur Stelle waren.
Ein erster Fehler, der gleich notiert wurde: Geplant war, dass alle Fahrzeuge aus einer Richtung zur Hansastraße fahren sollten, doch einige waren von links und andere von rechts gekommen.
32 Laiendarsteller aus den Reihen der Jugendfeuerwehren Neuss und Grevenbroich, der THW Jugend und des DRK Düsseldorf mimten die Opfer. Je nach Verletzung hatten sie die passende Wunde geschminkt bekommen.
Yvonne Fritz war eine von den Opfern, die kaum verletzt waren. „Die Verletzten wurden schnell und gut versorgt, das steht außer Frage. Aber die Betreuung der unverletzten Beteiligten war lange Zeit so gut wie nicht gegeben“, berichtete die gelernte Krankenschwester.
Sehr gut funktionierte der Einsatz der technischen Ausrüstung — sowohl an Land, als auch auf dem Wasser, wo die Wasserwacht mit dem Feuerlöschboot Anton Frings und zehn Männer der DLRG mit Tauchern und Rettungsbooten den Brand bekämpfte. Teilweise waren fünf Wasserwerfer im Einsatz — für nicht Eingeweihte ein dramatisches Bild.
„Damit sich der Aufwand auch lohnt, werden zahlreiche Teilbereiche eines solchen Großeinsatzes gezielt analysiert. Es geht um die Abarbeitung des Schadenereignisses, die Versorgung der Verletzten und die Kommunikation von Einheiten“, erklärte Markus Brüggen von der Abteilung Aus- und Fortbildung der Feuerwehr.
Der von der Reederei Jägers zur Verfügung gestellte 2500-Tonnen-Tanker „Eiltank 45“ wurde durch die Übung nicht beschädigt. Nach ein paar Stunden sah alles wieder ganz normal aus.