Grundschule bekommt Schulhund

Lehrerin Nicole Golz möchte ab kommendem Schuljahr die Hündin „Pepper“ in den Unterricht mitbringen.

Foto: L. Berns

Kaarst. Was Nicole Golz angeht, macht sie gründlich: Seit sieben Jahren denken sie und ihr Mann über einen Hund nach. Jetzt, wo es so weit ist, hat sie nicht nur ein Buch geschrieben, sondern auch ein Internet-Tagebuch begonnen. Denn die 33-Jährige will mit dem Vierbeiner nicht nur Gassi gehen und ihn kraulen. Mit Beginn des kommenden Schuljahres soll die junge ungarische Vorstehhündin „Pepper“ die Lehrerin in ihr Klassenzimmer an der katholischen Grundschule Kaarst begleiten — und dort für Ruhe und Ordnung sorgen. Doch keineswegs als Droh-Kulisse.

Ingrid Grochla, Rektorin

„Ein Hund schafft allein durch seine Anwesenheit eine Atmosphäre, die zum Lernen motiviert“, erklärt Golz, die betont: „Das Tier kann ich wegen seines empfindlichen Gehörs nur in eine ruhige Klasse mitnehmen.“ Die Pädagogin setzt auf wissenschaftliche Erkenntnisse, denen zufolge Hunde eine beruhigende Wirkung auf Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen (ADS/ADHS) haben. „Beim Streicheln werden beim Menschen Glückshormone ausgeschüttet“, weiß sie zu berichten.

Ein Hund — der passe ins Schulprogramm, sagt Rektorin Ingrid Grochla und versichert, dass Lehrer, Schulpflegschaft und Eltern das Vorhaben mittragen. „Die Eltern unserer künftigen Erstklässler sind sehr angetan“, versichert Grochla, der Nicole Golz ihre Idee kurz vor Weihnachten vortrug. In den Ferien arbeitete Nicole Golz ein Konzept aus, das sie dann dem Kollegium und den Eltern vorstellte. Und sie fasste Wissenswertes wie theoretische Grundlagen und gesetzliche Vorgaben in dem Buch „Eingeschult! Ein Konzept zur tiergestützten Pädagogik in der Grundschule“ zusammen, das als E-Book erhältlich ist.

Noch spannender gestaltete sich die Suche nach der idealen Rasse, bei der die Lehrerin schließlich auf den Magyar Vizsla stieß, den ungarischen Vorstehhund. „Der wurde uns von einer Therapeutin empfohlen, weil er ein sanftmütiges Wesen hat, den Blickkontakt sucht und menschliche Gefühle aufnimmt“, sagt Golz, die sich umgehend in die Rasse verliebte, wie sie sagt. Bei einer Züchterin in Recklinghausen wurde sie fündig.

Einziger Knackpunkt: Der Hund soll erst in wenigen Tagen das Licht der Welt erblicken. „Wir haben die Zusage, dass wir — gemeinsam mit der Therapeutin — als Erste einen geeigneten Welpen aus dem Wurf aussuchen dürfen“, erzählt Nicole Golz. Ein Mädchen muss es sein. („Ein Rüde würde mich beschützen wollen.“) Und einen Namen hat das Tierchen auch schon: Pepper. „Natürlich werden alle Kinder an der Schule lernen, wie sie sich richtig verhalten“, versichert Golz. Und auch Pepper wird vom ersten Tag an erzogen, muss in die Hundeschule, später eine Ausbildung zum Schulhund absolvieren. Während des Schulunterrichtes wird sich Pepper meist im Klassenraum der künftigen i-Dötzchen aufhalten. Der liegt im Pavillon. „Da kann sie zwischendurch mal raus“, sagt Golz, die den Hund auch in den Fachunterricht der anderen Klassen mitnehmen will — „zur Belohnung“. Und damit alle Eltern sowie Kollegen von anderen Schulen das Projekt jederzeit verfolgen können, berichtet sie schon jetzt regelmäßig in ihrem „Hunde-Blog mit Herz“.