Grundschulen: Das Ende der Schreibschrift
Der Verband der Grundschulen hat eine Grundschrift entwickelt.
Neuss. Viele Kinder können bereits vor der Grundschule ihren eigenen Namen schreiben — in Druckschrift. Und wenn es nach dem Grundschulverband geht, soll dieses Schriftbild künftig im Unterricht gefördert werden. Anfang 2010 startete der Verband die Kampagne „Grundschrift: damit Kinder besser schreiben lernen“ und entwickelte ein leicht erlernbares Schriftbild aus Druckbuchstaben. Doch wann die Schrift ihren Platz im Lehrplan findet, ist noch unklar.
„Die Kinder werden immer früher eingeschult. Manche haben oft noch nicht die feinmotorischen Fähigkeiten, eine Verbundschrift problemlos zu erlernen“, sagt Ulrike Hund, Schulamtsdirektorin des Rhein-Kreises Neuss.
Aktuell lernen Grundschüler in der ersten Klasse Lesen und Schreiben in Druckschrift. Gegen Ende des zweiten Schuljahres üben die Kleinen sich dann in Schreibschrift. „Zu früh“, findet Ulrike Hund. „Es kann nicht das Ziel sein, dass sich Kinder beim Schreiben quälen.“
Bei der einfachen Grundschrift schreiben die Schüler zunächst Druckschrift, anschließend verbinden sie individuell Buchstaben. Neben Chancengleichheit verfolgt die neue Schrift vor allem ein Ziel: ein einheitlicheres Schriftbild als das aktuelle Wirrwarr, das aus Mischformen der Lateinischen, Vereinfachten und Schul-Ausgangsschrift besteht. „Außerdem spart man Lernzeit für andere Unterrichtsinhalte“, sagt Hund
In den Neusser Grundschulen wird über die Grundschrift diskutiert. „Das ist ein heißes Thema“, sagt Gudrun Müller-Dohmes, Schulleiterin der Adolf Clarenbach-Schule. „Auf der einen Seite können Kinder mit der Druckschrift sehr schnell gut umgehen, weil sie allgegenwärtig ist. Aber in dieser Schnelligkeit liegt auch eine Gefahr: Rechtschreibfehler.“
Denn die lange Übungsphase, die die Verbundschrift den Kindern abverlange, sorge zwangsläufig dafür, dass sie sich intensiver mit Sprache beschäftigen.
„Deshalb bieten wir die verbundene Schrift auf jeden Fall in einer Unterrichtseinheit an“, sagt Müller-Dohmes. „Unsere Schüler sollen die Schreibschrift zumindest kennenlernen.“
Ihre Kollegin Edith Hoffmüller von der Sankt—Stephanus-Schule befürwortet die Verbundschrift zwar ebenfalls. „Aber Kinder, die feinmotorische Probleme haben, können bei uns jetzt schon Druckschrift schreiben.“ So würde man den individuellen Fähigkeiten der Kinder gerecht.