Kampagne: Jugendamt will weg von „Tante Prusselise“
Das Amt will sein Image verbessern. WZ-Online-Nutzer reagieren ironisch.
Neuss. Mit seiner Image-Kampagne trifft das Jugendamt ins Schwarze. Dass das Ansehen der Behörde tatsächlich mehr an „Tante Prusselise“ aus Pippi Langstrumpf erinnert, die das Mädchen in ein Kinderheim stecken will, und bei vielen Menschen nur wenige Assoziationen mit Rat und Unterstützung zulässt, bestätigen Reaktionen der WZ-Leser.
„Endlich mal jemand, der öffentlich Antworten geben will“, lobt Online-Nutzer „Wurmnest“ den Plan des Amtes, an einem Tag der offenen Tür für Jedermann gesprächsbereit zu sein.
Negativ äußert sich Christa Eber: „Unterstützung, die nicht ankam“, parodiert sie das Motto der Kampagne „Unterstützung die ankommt“. „Wenn es um Umgangsrecht geht, wenn Väter Umgang oder Großeltern ihre Enkelkinder sehen wollen, dann sind die Sozialpädagogen überfordert oder ausgelastet“, wirft Eber den Mitarbeitern vor.
„Sie können zum Teil nicht objektiv beurteilen. In den meisten Fällen sitzt eine Frau dort, und die müssen zu den Müttern halten. Verlierer sind die Kinder, sie brauchen Vater, Mutter und die Großeltern. Warum muss ein Jugendamt für sich und seine angeblich gute Sache Werbung machen?“, fragt Eber.
„Sicher sind die Sozialpädagogen stark belastet“, sagt Jugenddezernent Stefan Hahn. „Aber sie werfen einen kritischen Blick auf beide Elternteile. Dass der Benachteiligte in einer solch emotionalen Situation das Verhalten des Jugendamts nicht versteht, kommt oft vor.“
„Das Image aufzupolieren, reicht lange nicht mehr. Wir haben es mit zu vielen schlecht ausgebildeten und machthungrigen Mitarbeitern zu tun“, wirft Franz Romer dem Amt vor. Das natürliche Recht eines Kindes auf seine Eltern und umgekehrt sei verloren. „In Fällen, in denen eingegriffen werden muss, sind die Herrschaften überfordert. Sie feiern auf unsere Kosten Marketingkampagnen, statt sozialhelfend zu arbeiten“, ärgert sich Romer.
„So feiern die mafiaartigen Strukturen der Trennungsindustrie von Jugendamt, Richtern, Betreuern, Gutachtern und Psychiatern gegen Kinder und Eltern fröhliche Urstände. Die Minderheit unfähiger und gefährlicher Eltern wurde zur Mehrheit erklärt“, so Romer. „Die Menschen entwickeln Angst vor diesem Amt.“
Dass es wie ein Machtinstrument ankommen kann, wenn die Mitarbeiter etwas gegen den Willen der Eltern unternehmen, kann Hahn nachvollziehen. „Das ist die Kehrseite davon, dass der Staat die Möglichkeit haben muss, im Zweifelsfall gegen den Elternwillen vorzugehen, um das Kindeswohl zu gewährleisten.“
„Stimmt, das Jugendamt hat sich gewandelt“, schreibt „Eric“ im Onlineportal. „Der böse Drache holt nicht nur das Kind, sondern auch das Geld.“
Das Bild vom bösen Drachen erlebt Hahn meist bei Menschen, die das Jugendamt nicht kennen. „Personen, die mit uns zu tun haben, erkennen, dass wir vor allem für Hilfeleistung stehen.“