Gülle belastet Wasser in Kaarst

Gewässerschutz beklagt hohe Nitratbelastungen im Kaarster Grundwasser. Grund: Überdüngung.

Kaarst. Das Trinkwasser von insgesamt 95 privat genutzen Brunnen im Raum Kaarst haben Prüfer vom VSR-Gewässerschutz (Verein zum Schutze des Rheins) in den vergangenen 13 Monaten untersucht.

Die Ergebnisse sind erschreckend. 191 Milligramm Nitrat pro Liter in Vorst, 116 Milligramm pro Liter in Driesch und 118 Milligramm in Büttgen. Der Grenzwert liegt bei 50 Milligramm pro Liter. Alles darüber ist gesundheitsschädigend für Mensch und Tier.

Auch ökologisch sei ein so hoher Nitratgehalt im Grundwasser eine Katastrophe, so die Gewässerschützer, denn das mit Nitraten belastete Grundwasser gelangt über die Bäche in den Rhein und weiter zur Nordsee. Dort wirkt das Nitrat als Dünger und fördert das Algenwachstum.

Als Grund für den Nitratanstieg sehen die VSR-Mitarbeiter die Verwendung von Gülle als Dünger. Denn die Agrarindustrie, besser die steigende Mastviehhaltung, hat ein Problem: Das ganze Jahr über produziert sie neben Fleisch auch Gülle. Und die muss irgendwo hin.

Da die örtlichen Bauern nur eine bestimmte Menge Dünger pro Quadratmeter auf ihren Feldern verteilen dürfen, wird die Gülle teilweise weite Strecken in andere Regionen gefahren.

So tauchen bereits in Landstrichen ohne industrielle Agrarindustrie Lkws mit Gülle auf, die dort von manchen örtlichen Landwirten gegen Bezahlung über den Feldern verteilt wird. Je weiter die Fahrtstrecken umso teurer die Entsorgung.

Da die Wege dieser gigantisch hohen Düngemenge nicht lückenlos überwacht werden können, kommt es regional zu Grundwasserbelastungen. Der VSR-Gewässerschutz fordert, dass nicht nur Höchstmengen eingehalten werden müssen, sondern eine Düngung außerhalb der Zeiten, in denen Pflanzen den Dünger benötigen, verboten wird.

„Allein die gängigen Berechnungen der Stickstoffaufbringungen in der Agrarindustrie sind nicht ausreichend, da sie oft nicht der Realität entsprechen“, sagt Susanne Bareiß-Güzow, Vorsitzende des VSR.

„Es muss auch bedacht werden, welche Fahrtstrecken zu den angenommenen Feldern für die Betriebe noch wirtschaftlich sind. Sonst bleiben es Zahlen auf dem Papier und der Grundwasserschutz bleibt auf der Strecke. “

Die Gewässerschützer werden weitere Messungen durchführen und Messfahrten an den Flüssen und Bächen in der Region unternehmen. Das Ziel: Aufmerksam machen und Informieren. Red