Gymnasien wollen Rückkehr zu G9
Es wird wohl in keiner Schule den Beschluss geben, bei G8 zu bleiben. Nun stellt sich die Frage nach der Umsetzung.
Neuss. Viele Eltern, deren Kinder ab dem nächsten Sommer eine weiterführende Schule in Neuss besuchen werden, beschäftigt die Frage, wie die Gymnasien ihre Zukunft planen. Ab dem Schuljahr 2019/20 führt die schwarz-gelbe Landesregierung G9 wieder als Regelfall ein. Es gibt jedoch die Möglichkeit, eine Ausnahmeregelung zu beantragen und bei G8 zu bleiben — falls sich die Schulkonferenz dafür ausspricht. Die Marschrichtung in Neuss ist klar: Auch wenn eine endgültige Entscheidung erst im kommenden Jahr erfolgt — noch fehlt die rechtliche Grundlage, da das entsprechende Gesetz nicht verabschiedet ist —, werden wohl alle städtischen Gymnasien zu G9 zurückkehren. Auch Josef Burdich, Schulleiter des Marienberg-Gymnasiums, hat sich schon klar geäußert. „Wir glauben, dass G9 für die Mehrzahl eines Jahrgangs der richtige Weg ist“, erklärt er auf der Internetseite der Schule.
An allen städtischen Gymnasien scheint die Meinungsbildung zudem klar: In informellen Gesprächen gibt es die Tendenz zu G9. „Das Meinungsbild an unserer Schule ist eindeutig“, sagt Emmy Tressel, Leiterin des Marie-Curie-Gymnasiums. „Ein Verbleib bei G8 ist gar nicht groß in die Diskussion gekommen, da scheint es offenbar so gut wie keinen Bedarf zu geben.“ Markus Wölke, Leiter des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums, hat ähnliche Erfahrungen gemacht: „Wir planen mit G9 und der Beibehaltung des Ganztagsangebots.“
Ulrich Dauben, Leiter des Quirinus-Gymnasiums, hofft darauf, dass bis Ende des Jahres klar ist, wie das entsprechende Gesetz gestaltet werden soll, schließlich müssen die Schulen planen. „Wir warten auf die Details zur Umsetzung.“ Vorbehaltlich der Entscheidung im nächsten Jahr, verweist auch er auf eine Rückkehr zu G9 an seiner Schule. Beim Tag der offenen Tür habe es auch bereits viele Fragen der Eltern dazu gegeben. Manfred Neumann, Leiter des Nelly-Sachs-Gymnasiums, hat diese Erfahrung ebenfalls gemacht. „Die Eltern haben ihren Wunsch zu G9 in informellen Gesprächen deutlich gemacht“, sagt Neumann. Stefan Kremer, Leiter des Gymnasiums Norf, betont, dass bei einer Rückkehr zu G9 für Begabte das Überspringen „mit einer vernünftigen Struktur“ ermöglicht werden muss.
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte in der vergangenen Woche die Eckpunkte in Düsseldorf vorgestellt. Das G9-Abitur soll nach einem Beschluss der schwarz-gelben Landesregierung ab dem Schuljahr 2019/20 wieder zum Regelfall an den Gymnasien in NRW werden. Die Umstellung soll dann mit den fünften und sechsten Klassen beginnen. Bis zum Start müssen unter anderem neue G9-Lehrpläne erarbeitet werden.
„Wir wollen den Bildungsgang nicht einfach strecken von acht auf neun Jahre, sondern jetzt die Gunst der Stunde nutzen und uns die Lehrpläne noch einmal genau anschauen und an heutige Bedürfnisse anpassen“, erklärte die Ministerin. Es gehe darum, die Pläne qualitativ zu verbessern. Je mehr Klassen man mitnehmen wolle, desto mehr Lehrpläne müsse man ändern. Das „Wie“ bleibt dabei allerdings noch offen. Der Wechsel erfordert zudem mehr Klassenräume. Und es gibt eine Hintertür: Die Schulkonferenzen — zu je einem Drittel besetzt mit Schülern, Eltern und Lehrern — können einmalig mit Zweidrittel-Mehrheit entscheiden, bei G8 zu bleiben.