In Neuss öffnen Privatgärten ihre Pforten Hobbygärtner laden in ihre „Wohnzimmer“

Neuss · Am 10. Mai beginnt das erste von vier Wochenende der „Offenen Gartenpforte“. Private Gartenbesitzer öffnen dann wieder ihre Tore für Besucher. Auch in Neuss gibt es einiges zu entdecken.

Irene Schneider und Wolfgang Reinartz blicken vom Steg aus in ihr blühendes Gartenparadies.

Foto: Melanie Zanin/Melanie Zanin(MZ)

Das Schilfgras im Gartenteich bewegt sich leicht und mehrere Frösche beginnen zu quaken. Irene Schneider steht vor ihrer Laube und blickt lächelnd auf den Garten dahinter. Im Sommer könne es so laut werden, dass an Schlaf kaum zu denken sei. „Aber es fängt jetzt gerade erst an, das ist auch immer ein Zeichen, dass dann wirklich der Frühling da ist.“

Um Schneider herum blühen die Tulpen und lila Flieder blitzt zwischen dem Grün hervor. Einzelne Stühle dazwischen bieten einen Platz zum Verweilen. Auf den 1000 Quadratmetern ist viel Platz für Sträucher, Kräuter und Bäume, deren Pflege das größte Hobby der 60-Jährigen ist. Etwa drei bis vier Stunden investierten sie und ihr Partner täglich in den Garten. Um den künstlichen Bachlauf und die beiden Teiche müsste sie sich demnächst kümmern. „Im Garten gibt es immer was zu tun“, sagt sie und lacht. In den nächsten Wochen soll er besonders schön aussehen, denn im Rheinland steht das erste Wochenende der „Offenen Gartenpforte“ an.

Insgesamt neun Hobbygärtnerinnen und -gärtner aus dem Rhein-Kreis Neuss machen in diesem Jahr an den Aktionstagen der „Offenen Gartenpforte“ mit. Das Prinzip ist einfach: An vier Wochenenden öffnen Privatgärten und Parks ihre Tore. Besucher können ohne Anmeldung vorbeikommen und sich diese anschauen, dort verweilen, sich austauschen und neue Anregungen mitnehmen. Am 10. Mai geht es los. Seit 2002 finden diese Aktionstage im Rheinland statt, mittlerweile sind rund 300 Gärten dabei.

Es grünt in dem Naturgarten von Susanne Wasser: Gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin lädt sie zum ersten Mal in ihren Kleingarten in Meertal.

Foto: Susanne Wasser

Auch Susanne Wasser öffnet in diesem Jahr die Tore ihres Kleingartens in Neuss-Meertal. Bisher war sie immer nur Besucherin in anderen Gärten. Aber in diesem Jahr hätten sie und ihre Lebensgefährtin sich entschieden, selbst einmal mitzumachen. Mit ihrem Garten haben sie in den vergangenen Jahren einen kleinen Rückzugsort für Mäuse, Insekten und Igel geschaffen. Diesen möchten sie in diesem Jahr Interessierten zeigen.

Hinter einem Rosenbogen steht eine Kräuterspirale mit mediterranen Kräutern. Dort sowie in den Totholzhaufen können sich Mäuse verstecken. Im vergangenen Herbst haben die beiden zwei Igel aus der Igelnothilfe Bergheim ein neues Zuhause gegeben. „Die haben wir dann im Winter durchgefüttert. Die sind jetzt im März auch wieder wach geworden und wir haben auch gesehen, dass die wirklich schön an Gewicht zugenommen haben.“ Jetzt im Frühling würden sie sich über ein reichhaltiges Angebot an Insekten freuen, hat Wasser doch bewusst insektenfreundliche Pflanzen angepflanzt. Nicht nur die bei Bienen und Schmetterlingen beliebte Kornelkirsche stehe aktuell in voller Blüte: „Ein besonderes Schätzchen sind die Pfingstrosen. Das sind Strauchpfingstrosen, die auch ein paar Jahrzehnte alt werden können und auch recht groß werden. Eine davon, ist schon höher als ich also zwei Meter groß.“

Entstanden ist die Idee der Offenen Gartenpforte in England. 1927 öffneten zum ersten Mal die Türen von Privatgärten für interessierte Besucher. Die Gartenbesitzer in England erhoben Eintritt und spendeten diesen für Hilfsfonds in der Krankenpflege. Im Rheinland hingegen ist der Besuch der Gärten kostenlos. Vielmehr geht es darum, unbekannte Orte zu entdecken, und ins Gespräch zu kommen. Das sei auch ein Grund, weshalb Irene Schneider seit elf Jahren bei der Offenen Gartenpforte dabei ist. Es sei eine besondere Atmosphäre. „Es sind auch alle immer sehr interessiert. Ich sage dann immer: ‚Es sind so viele Sitzplätze hier, bleiben Sie ruhig ein bisschen hier und verweilen.‘ Das finde ich schön, wenn man so sieht, dass die Leute sich dann auch wohlfühlen.“ Die Neusserin hat sich in ihrem Garten einen lang gehegten Traum mit zwei Teichen verwirklicht, bei Susanne Wasser steht der Naturschutz im Fokus. Und wer als Besucher noch weitere Gärten in der Region kennenlernen möchte, kann allein im Rhein-Kreis Neuss sieben weitere Anlagen entdecken.Viele setzen eigene Schwerpunkte: naturnahe Konzepte, künstlerische Akzente, sowie größere Parkanlagen bieten eine große Vielfalt für Gartenfans.