Hochwasser: Neuss bereitet sich vor

Tauwetter und Regenmassen nach Sturm „Burglind“ lassen den Rheinpegel steigen. Die Stadt ergreift erste Maßnahmen.

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Neuss. Das Ausmaß ist selbst für Experten nur schwer abzuschätzen. Und genau aus diesem Grund wappnet sich die Stadt für den derzeit steigenden Rheinpegel. Dieser liegt in Neuss (Stand gestern) bei 7,20 Meter. Wie Tobias Spange vom städtischen Presseamt mitteilt, behält das zuständige Tiefbaumanagement die Entwicklung genau im Blick, um schnell reagieren zu können. So sei für Samstagmorgen ein Neusser Pegel von 8,30 Meter vorhergesagt worden.

Die Stadt hat bereits einige Schieber — also Wasser-, Strom- und Gasleitungen — im Rheinvorland abgedreht. Auch einige Wege in dem Bereich sind bereits gesperrt worden, etwa im Uedesheimer Rheinbogen. Je nach Pegel-Höhe können laut Spange weitere Schieber, die ein wenig höher liegen, vorübergehend deaktiviert werden.

Im Sporthafen Grimlinghausen haben die Verantwortlichen schon Ankerwinden gelockert, damit die Anlage mit dem Wasser auf- und absteigen kann. „Zudem haben wir einen Kahn am Ufer, damit wir zur Steganlage übersetzen können, wenn das Wasser steigt“, sagt Harry Piefer. Der Sportwart des Neusser Wassersportvereins erinnert sich noch gut an das Hochwasser vor ungefähr 25 Jahren: „Da war der Pegel so hoch, dass man mit dem Auto die Straße am Sporthafen gar nicht mehr befahren konnte.“

Derartige Entwicklungen zeichnen sich derzeit zwar noch nicht ab, Piefer rechnet aber damit, dass die Wiese am Sporthafen in den kommenden Tagen überschwemmt sein wird. Auf die eingemotteten Boote habe das Hochwasser keine Auswirkungen.

Diese bekommt aber die Neusser Spedition Zietzschmann GmbH & Co.KG in diesen Tagen zu spüren. So brauchen Binnenschiffe, die aus Richtung der Seehäfen in Antwerpen oder Rotterdam kommen, etwas länger. Das liegt auch an der gedrosselten Geschwindigkeit, die die Schiffe auf einer Teilstrecke des Rheins fahren müssen. Wie ein Sprecher des Unternehmens mitteilte, sei es auch durch den Sturm in den vergangenen Tagen zu leichten Verzögerungen gekommen. Auch im Neusser Hafen bereitet man sich auf den steigenden Pegel vor.

„Noch ist die Lage entspannt, aber das kann am Montag schon ganz anders aussehen“, sagt Thomas Düttchen, Sprecher der Neuss-Düsseldorfer Häfen.

So würden unter anderem Ölabscheider gewartet und Sandsäcke sowie leere Tanks aufgefüllt, damit diese nicht aufschwämmen. Für das Wochenende schließt Düttchen sogar eine Schifffahrtsperre nicht aus. Sollte das Wasser im Hafenbecken 3 noch um rund einen Meter ansteigen, müssten zudem die unteren Motoren des Baggers ausgebaut werden, der in diesem Bereich steht. Doch was macht die Stadt, wenn der Pegel weiter steigt?

Wie Spange erklärt, kommt ab einer Höhe von 9,50 Meter ein Einsatzstab zusammen, der bespricht, ob eine Hochwasserschutzzentrale eingerichtet werden muss — diese ist ab einem Pegel von 9,80 Meter verpflichtend.

In so einem Fall hat die Stadt auch die Möglichkeit, die Hochwasserschutztore — zum Beispiel an der Ecke Rheinfährstraße/Deichstraße oder am Derikumer Hof — zu schließen. Ab einem Pegelstand von 10,50 Meter wird zudem ein Deichwachdienst eingerichtet.