Kaarsterin hilft Hunden aus Rumänien
Gudrun Capeller rettet mit ihrem Verein Pro Dog Romania Hunde aus Tötungsstationen. Einige holt sie nach Deutschland. Schäferhund Tammo ist ihr neuester „Familien-Zugang“.
Kaarst. Schwanzwedelnd humpelt Tammo zur Tür, schnuppert vorsichtig am Besuch, lässt sich dann gerne streicheln. Der etwa zehn Jahre alte Schäferhund-Mix mit den gutmütigen Augen stammt aus einer rumänischen Tötungsstation. Nur durch das Engagement einer Tierschützerin vor Ort und des deutschen Vereins Pro Dog Romania darf er jetzt in einem großen Rudel leben, das Gras unter seinen deformierten Vorderpfoten spüren und sein Leben genießen.
Zwischen den Jahren hat Tammo sein Zuhause auf Lebenszeit gefunden — bei der Kaarsterin Gudrun Capeller und ihren „schwarzen Teufeln“, wie sie ihre fünf Hunde nennt. Sie ist nicht nur Hamsterbesitzern als Vorsitzende der Hamsterhilfe NRW bekannt, sondern sie engagiert sich auch für Hunde in Rumänien und ist zweite Vorsitzende von Pro Dog Romania.
Die Tierschützerin hat stets einen Pflegeplatz für familienfreundliche Hunde, die nach Deutschland kommen dürfen und hier auf ihr Herrchen oder Frauchen warten. „Tammo hat sich hervorragend ins Rudel integriert, spielt mit Freuden Wolf und heulte gerade an Silvester mit den Sirenen um die Wette. Er vermittelt uns den Eindruck, dass er angekommen ist“, sagt Gudrun Capeller: „Und um seine Beine kümmern wir uns auch. Er darf bei uns bleiben.“
Die Kaarsterin reist alle drei Monate nach Rumänien, wo der Verein drei Tierheime mit insgesamt rund 2500 Hunden betreut und mit zahlreichen rumänischen Tierschützern zusammenarbeitet. „Es gibt nämlich viele sehr tierliebe Rumänen. Wer sich dort für Hunde einsetzt, ist mit ganzem Herzen dabei“, sagt Capeller.
So wie sie: In Ploiesti, rund 60 Kilometer von Bukarest entfernt, schaut sie sich innerhalb von drei Tagen gut 500 Hunde an, um sie anhand einer Checkliste auf Herz und Nieren zu prüfen: Ist der Hund neugierig und verspielt? Lässt er sich gerne anfassen? Eignet er sich für Anfänger oder braucht er eine erfahrene Hand? Sind Kinder und Katzen für den Hund ein Problem?
Aus diesen Stichworten werden später die Beschreibungen und Steckbriefe verfasst und samt Fotos auf der Homepage des Vereins veröffentlicht. „Uns geht es darum, ausschließlich familienfreundliche Hunde nach Deutschland zu holen. Wir wollen nicht vermitteln auf Teufel komm raus“, sagt Capeller.
Kommt ein Hund nach Deutschland in einer der rund 100 Pflegestellen, in ein kooperierendes Tierheim oder direkt ins neue Zuhause, ist sein Wesen bekannt, außerdem wurde er untersucht und ist gesund. Jeder Hund bringt seine vom Veterinäramt beglaubigten Papiere mit, die sogenannten Traces-Papiere.
In den drei Tierheimen in Rumänien werden die vielen Hunde dank Pro Dog Romania versorgt. „Sie bekommen ihr Futter, wir bezahlen fünf Tierärzte, die sich ausschließlich um diese Hunde kümmern, die Klinikaufenthalte, Operationen, Behandlungen und nicht zuletzt die Kastrationen. Wir leisten nachhaltigen Tierschutz, um das Streunerproblem vor Ort in den Griff zu bekommen“, erklärt Capeller.
Denn in Rumänien leben nicht nur herrenlose Streuner, sondern auch Hunde mit Besitzern auf der Straße, kaum jemand lässt seinen Hund kastrieren. Welpen wie erwachsene Hunde werden von Hundefängern eingefangen und ins Tierheim gebracht, wo sie meist den Rest ihres Lebens unter erbärmlichen Bedingungen fristen müssen. „Dort müssen sie täglich ums Überleben kämpfen. Wir können natürlich nicht alle Hunde nach Deutschland holen. Das sind Einzelfälle, die Glück haben. Aber auch die Hunde, die dort bleiben, sollen ein lebenswertes Hundeleben haben. Das ist unser Ziel.“
Am Wochenende zieht eine neue Pflegehündin bei den Capellers ein: Mala. „Eine ganz süße Maus, die sicher bald ein schönes, endgültiges Zuhause haben wird.“