Hochwasser Rheinpegel steigt und steigt - Städte wappnen sich
Viel Regen und Schneeschmelze: Der Rhein in Nordrhein-Westfalen schwillt an. Auch am Wochenende ist mit steigenden Wasserständen zu rechnen. Städte wie Köln und Düsseldorf ergreifen Schutzmaßnahmen.
Köln/Düsseldorf/Krefeld. „Jung, fang' an auszuräumen.“ Norbert Schäfer, Inhaber eines Restaurants direkt am Kölner Rheinufer, erinnert sich noch gut an die Worte. An Weihnachten 1993 legte ihm ein Verantwortlicher der Stadt dringend nahe, seine Sachen zu packen - Hochwasser. Die Pegelstände stiegen damals auf mehr als zehn Meter. Nun, rund 24 Jahre später, steigen sie am Kölner Rheinufer erneut, überfluten Wiesen und Uferstraßen.
Das Wasser drängt derart, dass Arbeiter am Freitag Schutzwände errichten, um die Häuser im Stadtteil Porz-Zündorf zu schützen. Gastronom Schäfer versorgt die schuftenden Einsatzkräfte mit Brötchen und Kaffee. Bis zu einem Pegelstand von 8,70 Metern soll die etwa 250 Meter lange Wand das Wasser abhalten. Notfalls könnte sie auch noch nachgerüstet werden.
Nicht nur in Köln wurde am Freitag im Kampf gegen das steigende Rhein-Hochwasser aufgerüstet. Der Grund: Der Fluss schwillt wegen Regen und Schneeschmelze seit Tagen immer weiter an. In Köln knackte der Pegelstand am Freitag 7,40 Meter. Experten rechneten für Sonntag mit 8,30 bis 8,80 Metern in der Rheinmetropole.
Das würde das vorläufige Aus für den Schiffsverkehr bedeuten. „Die Schifffahrt wird auf jeden Fall eingestellt werden“, sagte am Freitag ein Sprecher der Kölner Hochwasserschutzzentrale. Fraglich sei nur der Zeitpunkt. Die kritische Marke dafür liegt bei 8,30 Metern, dann darf kein Schiff mehr fahren. Die Zwangspause hätte vor allem wirtschaftliche Folgen, weil Häfen nicht mehr beliefert werden. Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt rechnete an mehreren Rhein-Pegeln mit dem baldigen Überschreiten der Grenzwerte.
Auch Düsseldorf ergriff weitere Maßnahmen zum Schutz seiner Altstadt. Am Freitag sei unter anderem eine Schutzwand am sogenannten alten Hafen errichtet worden, sagte ein Stadtsprecher. Damit soll verhindert werden, dass Wasser in den Altstadtbereich vordringen kann. Auch die Feuerwehr bereitete sich auf mögliche Einsätze vor. „Sandsäcke werden gepackt, der Bestand wird aufgefüllt“, sagte der Sprecher. Er sprach von einer „noch gemäßigten Lage“, die aber Schutzmaßnahmen erforderlich mache. Der Pegelstand in der Landeshauptstadt übersprang am Freitag die Marke von 7 Metern. Auch in Bonn wurden Schutzmaßnahmen getroffen, Deiche wurden kontrolliert.
Gefahr für Menschen bestand zunächst aber nicht. „Bebaute Gebiete im größeren Umfang sind in keinster Weise bedroht“, sagte der Sprecher der Hochwasserschutzzentrale in Köln. Betroffen seien aber kleinere Gebiete, etwa die Ortschaft Kasselberg, die ganz nah am Rhein und vor der Hochwasserschutzlinie liegt. Bei Pegelständen ab 8 Metern wird das Örtchen langsam zur Insel. Nach Angaben der DLRG, die die Einwohner in diesem Fall per Boot transportiert, wurden am Freitag erste Stege aufgebaut.
Auch andernorts müssen sich die Anwohner entlang des Niederrheins auf weiter steigende Wasserstände und Überschwemmungen einrichten. An den kleineren Flüssen entspannte sich die Lage am Freitagmorgen zum Teil.
In Köln, wo das Flussbett besonders eng ist, rechnen die Experten mit einem Höhepunkt am Dienstagmorgen von etwa 9 Metern. Die Schutzwände in der Altstadt sind für deutlich mehr als 11 Meter ausgelegt. Pegelstände jenseits der 11-Meter-Marke gab es in der Millionenstadt seit mehr als 250 Jahren nicht mehr. Auch etwa in Bonn ging man davon aus, Anfang der Woche den Scheitelpunkt von bis zu 8,60 Metern zu erreichen.