"Im Dom": Seit 400 Jahren obergärig in Neuss
In „Neuss & das Altbier“ dreht sich vieles um die Brauerei „Im Dom“.
Neuss. 41 professionelle Bierbrauer gab es 1607 in Neuss, das belegen die Stadtrechnungen über den Verkauf von Malz, der besteuert wurde. Am Dienstag gibt es noch eine existierende (Haus-)Brauerei in der Stadt. Erstaunlich: Die Brauerei „Im Dom“ lässt sich bereits 1607 nachweisen — und die Recherchen belegen eine lückenlose Brautätigkeit bis zur Gegenwart.
Damit sei die Hausbrauerei an der Michaelstraße die älteste noch existierende Altbierbrauerei in Neuss, außerdem im Rheinland und damit weltweit, sagt der Historiker Carl Pause. Die Privatbrauerei Bolten in Korschenbroich, die diesen Titel für sich beansprucht und das Jahr 1207 als Ursprung nennt, könne die Brautätigkeit bislang nicht über den gesamten Zeitraum nachweisen.
Seit einigen Wochen informiert das Clemens-Sels-Museum wie auch das Stadtarchiv und das Schützenmuseum sowie zahlreiche weitere Museen am Niederrhein mit Ausstellungen über das Thema Altbier. Kurz vor Ende der Schau am Obertor, die Pause kuratiert hat, ist jetzt eine Publikation „Neuss & das Altbier“ erschienen. Das Haus „Im Dom“ nimmt darin naturgemäß breiten Raum ein.
Zahlreiche Dokumente hat Carl Pause, auch Kurator der Ausstellung im Clemens-Sels-Museum, von Klaus Wiertz erhalten. Die Familie besitzt das Haus in der achten Generation, vermutlich aber lässt sich der Familienbesitz bis 1607, der ersten Erwähnung in den Akten, zurückdatieren.
In jenem Jahr verbrauchte Veit Kirchhobs (Kirchhoff) dort 66 Sack Malz und war damit größter Brauer der Stadt. Ausführlich widmet sich Pause der Geschichte der Brauerei, die auch als Hotel diente. Norbert Meyer beleuchtet die Brauerfamilie Wiertz und liefert so manch vergnügliches Detail, etwa die Beschwerde eines benachbarten Fischhändlers über die Geruchsbelästigung.
Zwei Kapitel über das Grutbier, das mittelalterliche Kräuterbier ohne Hopfen, schließen sich an. Auf diesen Zusatz in Trockenpulverform hatten die Damen des Stifts St. Quirin das lukrative Monopol.
Carl Pause erklärt das Neusser Dollbier als „Drogenbier“, und Sabine Sauer zeichnet anhand von Funden mittelalterlicher Steinzeugkrüge Handel und Bierkonsum nach. Auch das älteste Bierrezept, entdeckt in den Akten des Reuterhofs in Grimlinghausen, wird abgehandelt.
Die Publikation ist für 10 Euro im Clemens-Sels-Museum und in der Gaststätte „Im Dom“ erhältlich.