Kaarst erhält kostenloses WLAN
Das Unternehmen Cityguide richtet einen Hotspot in der Stadtmitte ein. Zum Auftrag gehört die Umsetzung einer Stadt-App.
Kaarst. Nach der Übernahme der ersten eigenen Facebookseite geht Kaarst jetzt einen weiteren Schritt in Richtung digitale Zukunft. Ein offener WLAN-Zugang ins Internet soll die Aufenthaltsqualität in der Stadtmitte aufwerten. Der Hauptausschuss hat jetzt einstimmig den Auftrag zur Einrichtung eines sogenannten Hotspots an die Firma Cityguide erteilt. Zum Auftragspaket gehören außerdem die Umsetzung einer Stadt-App inklusive interaktivem Panorama-Rundgang. Der Stadt Kaarst entstehen dafür keine Kosten, finanziert wird das Projekt durch Einträge von Gewerbetreibenden in der App.
Der Vertrag mit Cityguide wird über eine Laufzeit von vier Jahren geschlossen, um die nötige Anlaufzeit der Stadt-App für ihre Etablierung und deren Wirtschaftlichkeit für den Anbieter zu gewährleisten. Die Bereiche Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing bei der Verwaltung werden ihren Teil zur Werbung beitragen, denn der neue Multimediaauftritt werde als Wirtschafts- und Wachstumsmotor für Kaarst angesehen, heißt es. Mit Cityguide wird auch schon in Teilen für die städtische Internetseite zusammengearbeitet.
Der Anbieter wird damit dem Verein „Freifunk Rheinland“ — einem nicht kommerziellen Verbund von Freifunkgemeinschaften und Projekten — vorgezogen. Der Verein stellt seinen Mitgliedern die Infrastruktur zur Verfügung und hilft bei der Beschaffung von Geräten und Zubehör. Für ihn hatte sich die Piratenpartei ausgesprochen. Betreiber des kostenlosen WLAN ist beim „Modell Freifunk“ der Bürger selbst mit seinem Internetanschluss. Die Nutzer wählen sich mit dem Smartphone oder dem Tablet ins Netz ein. Die Router werden von Privatleuten, in Geschäften oder von Vereinen aufgestellt. Sie sind über einen verschlüsselten Kanal mit „Freifunk“ verbunden; der Verein fungiert als Provider. Je mehr Bürger sich daran beteiligen, umso weiter lässt sich das Netz über das gesamte Stadtgebiet spannen.
Die Stadt Dormagen hat sich dem Konzept von „Freifunk Rheinland“ bereits angeschlossen, in Neuss haben die Piraten mit einem ersten Router im eigenen Parteibüro den Anfang gemacht. Inzwischen haben sich auch CDU und Grüne in Neuss für eine Prüfung des Prinzips ausgesprochen. In Büttgen bieten zwei Privatpersonen Freifunk-Knotenpunkte an.
Die Stadt Arnsberg gilt mit 120 installierten Routern als Vorzeigestadt in Nordrhein-Westfalen, unter anderem zeigt auch Kleve Interesse. Dort teilt man allerdings auch die rechtlichen Bedenken der Stadt Kaarst. Sie führt die derzeit geltende gesetzliche Mitstörerhaftung — vergleichbar mit der Haftung eines Hauseigentümers bei Glatteis und Schnee — für Anbieter von öffentlichem WLAN an. Denn: Wer anderen Internet anbietet, muss auch für den Missbrauch der Mitsurfer haften, etwa bei illegalen Downloads. Der Verein „Freifunk Rheinland“ wäre als Provider in so einem Fall nicht haftbar.
Bei der Firma Cityguide ist das ausgeschlossen: Sie tritt selbst als Betreiber des offenen WLAN-Zugangs auf. Bei etwaigen Abmahnungen ist die Stadt Kaarst damit aus dem Schneider. Das war die Grundbedingung bei der Ausschreibung für den offenen Hot-Spot in der Stadtmitte.