Kaarst: „Heute noch wie ein Wunder“
Die Kaarster Prominenten denken gern an den Tag der Deutschen Einheit vor 20Jahren zurück.
Kaarst. 20 Jahre nach der Wiedervereinigung ziehen laut aktuellen Umfragen 84 Prozent der Bevölkerung eine positive Bilanz. Das vereinigte Deutschland ist auch 20 Jahre danach ein Grund zum Feiern. Die Stadt Kaarst tut dies am Sonntag um 11 Uhr mit einem Festakt im Rathaus. Für viele Kaarster war der Mauerfall im November 1989 und die Deutsche Einheit ein Jahr später ein einschneidendes Erlebnis. Die WZ fragte bekannte Kaarster, wie sie diese Zeit erlebten.
"Das Ganze hat mich sehr angerührt, die Bilder von den friedlichen Demonstrationen und vom Mauerfall haben mich in den Bann gezogen", sagt Bürgermeister Franz-Josef Moormann (58). "Ich wäre damals sehr gern nach Berlin gefahren, aber die Kinder waren noch so klein. Die Öffnung der Grenzen war für mich wie eine Art Befreiung."
Franjo Rademacher, Vorsitzender des Bürgervereins Holzbüttgen, bekommt heute noch eine Gänsehaut, wenn er an die Zeit der Wiedervereinigung zurückdenkt: "Vor allem die Bilder des Mauerfalls sind noch gegenwärtig. Damals hatte ich Tränen in den Augen, und obwohl man soweit weg war, fühlte man sich doch mittendrin." Die damaligen Entwicklungen habe er natürlich aufmerksam verfolgt: "Es sah nie nach einer Wiedervereinigung aus. Umso bewegender war dann die Nachricht, dass Deutschland wieder vereint ist."
Einige Monate vor dem Mauerfall war Uschi Baum noch in Ungarn im Urlaub. "Ich erinnere mich an die extremen Zollformalitäten dort", sagt die Vorsitzende des VfSBüttgen, die "allein deshalb niemals gedacht hätte, dass es zu einer Wiedervereinigung kommen könnte". Deshalb hat das Ereignis auch am 20. Jahrestag für Baum einen unverändert hohen Stellenwert: "Der Tag der Deutschen Einheit und auch der Mauerfall sind noch immer faszinierend und grenzen für mich heute noch an ein Wunder."
Ähnlich sieht das Galeristin Brigitte Splettstößer: "Ein vereinigtes Deutschland ohne Waffengewalt zu erreichen, war und ist für mich noch immer eine unfassbare Sensation." Heute habe sie sich zwar daran gewöhnt, "aber 20Jahre später ruft man sich zum Beispiel die Bilder des Mauerfalls mal wieder öfter in Erinnerung." Es sei lediglich bedauerlich, dass die Einzigartigkeit des Ereignisses von wirtschaftlichen und finanziellen Diskussionen immer wieder in den Hintergrund gedrückt werde.
Bei Claus Schiffer, 1.Vorsitzender der St.Sebastianus Schützenbruderschaft, und Karl Bredt, Zugleiter der BKG Aape, ist das ganz und gar nicht der Fall. "Ich weiß nur, dass man damals mit dem Mauerfall überhaupt nicht rechnen konnte. Als es dann plötzlich soweit war, war es unheimlich bewegend", sagt Bredt. Schiffer sieht das genauso und fügt an: "Wir können uns glücklich schätzen, dass es nun schon seit so langer Zeit ein friedliches und vereintes Deutschland gibt."