Dass der Zug wie im Jahr 2020 wegen Sturm ausfallen könnte, glaubt Dienel nicht. „Etwas Regen ist nicht schlimm“, sagt er. Und Sturm sei nicht angekündigt. Also nimmt der Zug seinen angestammten Weg, und die 2000 aktiven Karnevalisten ziehen zunächst am Prinzenwagen von Prinz Sebastian I. (Coenen) und Novesia Kira I. (Tinnefeld) vorbei, der vor dem Kreishaus auf der Oberstraße steht.

An Wurfmaterial und Kamelle werde es nicht fehlen, sagt Dienel. Alleine seine „Närrische Pudelbande“, die mit zwei Tanzgarden, einer Fußgruppe und einem Mottowagen gemeldet ist, hat für einen stattlichen vierstelligen Betrag eingekauft. Vor allem Familien versuchen, schon beim Start des Umzuges an Ober- oder Zollstraße ihre mitgebrachten Tüten zu füllen, doch wer etwas risikobereit ist, platziert sich auf dem Schlussabschnitt des Zuges, also in Rathausnähe. Dort wird der Kamellehagel erfahrungsgemäß noch einmal sehr dicht, weil die Wagen „leer“ gemacht werden.

Die Zahl der Wagen, Tanzgarden und Musikkapellen ist im Vergleich zum Vorjahr stabil, bei den Fußgruppen aber habe es, so Dienel, „schwere Einschläge“ gegeben. Lukas- und Etienne-Krankenhaus, die Diakonie, Seniorenheime und auch Sportvereine hätten ihre zum Teil zahlenstarken Fußgruppen abgemeldet, sagt Dienel. Das können Neuzugänge wie die an Platz 63 startende „Närrische Karnevalstruppe 24“ nicht kompensieren. Andere feste Größen, die nach den Coronajahren zunächst abwarten wollten, tun das immer noch, sagt Dienel bedauernd. Zum Glück aber gebe es die St.-Augustinus-Behindertenhilfe und die Lebenshilfe Neuss, die jeweils mit einer Hundertschaft teilnehmen. Dem Zugleiter fällt zudem auf, dass Fußgruppen bei den Karnevalsgesellschaften weniger werden. „Bei den Blauen Funken“, sagt er mit Blick auf die größte Gesellschaft, „läuft fast niemand mehr.“ Dafür aber bieten sie alleine acht Wagen auf.

 Motorisiert kommen auch viele Mitarbeiter des Möbelhaus Höffner zum Umzug. Sie fahren aber nicht mit, sondern parken ihre Lastwagen in den Zufahrten zur Innenstadt, um den Zug vor Anschlägen mit Fahrzeugen zu schützen. Das sei Teil des Sicherheitskonzeptes, sagt Andreas Picker, Präsident des Karnevalsausschusses (KA). Er rechnet als Veranstalter wieder mit einem besonderen Hotspot am Amtsgericht, wo sich erfahrungsgemäß viele Jugendliche treffen und zuschauen. „Das haben wir aber im Blick“, sagt Picker.

Für die Sicherheit der erwarteten rund 100 000 Besucher bieten die Hilfsdienste – Johanniter, Malteser und DRK – ein Großaufgebot an Helfern auf. Acht Erstversorgungstrupps sind am Zugweg unterwegs und an Benno-Nußbaum-Platz, Hermannsplatz und am Glockhammer werden mobile Unfallhilfsstellen eingerichtet. Koordiniert wird ihr Dienst von der Leitstelle am Freithof, wo auch eine Sammelstelle für Kinder eingerichtet wird, die im Trubel von ihren Angehörigen getrennt worden sind. Die Sammelstelle ist unter 0151 42117099 erreichbar.

Die Parkhäuser „Niedertor“ (Adolf-Flecken-Straße), „Tranktor“ (Hessenstraße) sowie „Rheintor“ (Rheinstraße) sind Sonntag durchgängig geöffnet, das Parkhaus „Hamtor“ (Spulgasse) immerhin von 7 Uhr bis 22 Uhr. Wegen des Umzuges kann das Parkhaus Niedertor nur bis 11.30 Uhr angefahren und erst ab 15.30 Uhr wieder verlassen werden. Es gilt ein pauschaler Feiertagstarif von drei Euro, der im Voraus bezahlt werden kann.

Während des Zuges werden die Busse der Neusser Stadtwerke zwischen Hauptbahnhof und Stadthalle beziehungsweise Friedrich-Ebert-Platz ganz oder teilweise umgeleitet. Und das von 11 bis etwa 17.30 Uhr. Unmittelbar vor und nach dem Kappessonntagszug werden Zusatzbusse eingesetzt.