Keine Sorgen um Friedhöfe
Immer beliebter wird die Urnenbestattung. Kein Bedarf an einem Friedwald.
Neuss. Die fast noch sommerlichen Herbsttage machen so manchen Friedhofsbesuch zu einem Parkspaziergang. Üppiger Bewuchs, ausgedehnte Anlage, historisch bedeutsame Grabanlagen lassen vor allem den Hauptfriedhof neben einem Ort der Trauer auch zur einladenden Grünanlage werden.
Die Friedhofwelt in Neuss ruht in sich. Im Gegensatz zu anderen Kommunen, wo eine Auseinandersetzung über die Anlage eines Friedwaldes die Gemüter erregt oder wie in Wuppertal ein eigener moslemischer Friedhof geplant wird, läuft in Neuss alles in den altbekannten Bahnen.
14 städtische Friedhöfe gibt es, der größte ist mit einer Fläche von fast 50 Hektar der Hauptfriedhof an der Rheydter Straße, der seit 1873 genutzt wird. Ein konfessioneller Friedhof, der zur katholischen St. Josef-Gemeinde gehört, liegt in Weissenberg. Hinzu kommt der dem Hauptfriedhof benachbarte Jüdische Friedhof im Besitz der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Für Moslems existiert auf dem Hauptfriedhof ein Gräberfeld.
Auch Neuss ist Teil einer Entwicklung, die seit etwa 20 Jahren die meisten Kommunen erfasst hat: Langsam, aber stetig steigt die Zahl der Urnenbestattungen an. Stephan Schmitt, Chef des städtischen Eigenbetriebs Friedhöfe, verweist darauf, dass etwa 42 Prozent der jährlich 1300 Bestattungen Urnenbeisetzungen sind. Von diesen werde aber etwa ein Viertel in vorhandenen Familiengräbern beigesetzt. Etwa jede dritte Beerdigung in Neuss ist demnach eine „reine“ Urnenbestattung.
Eine Nachfrage nach Beisetzungen in einem Friedwald gebe es in Neuss kaum, sagt Stephan Schmitt, der auch von Bestattern nichts anderes hört. Und außerdem: „Der Hauptfriedhof mit seinen prächtigen Bäumen kommt dem doch schon sehr nahe.“
Einen Bedarf nach einer größeren Begräbnisstätte oder gar einem eigenen Friedhof für Moslems gebe es auch nicht, so Schmitt. Seit 1997 stellt die Stadt das Gräberfeld zur Verfügung, es wird kaum genutzt. Etwa 25 Erwachsene und 20 Kinder sind hier begraben, die meisten verstorbenen Moslems werden nach wie vor von ihren Angehörigen in die alte Heimat überführt.
Nicht nur auf dem moslemischen Gräberfeld ist noch Platz. Auch auf den Friedhöfen insgesamt gibt es nicht zuletzt wegen der steigenden Zahl der Urnenbestattungen keine Raumnot. Teile von Friedhöfen deshalb aufzugeben, kann sich Stephan Schmitt nicht vorstellen. Da gibt es nur eine Ausnahme: Der alte Friedhof Hoisten, auf schon lange nicht mehr beerdigt wird, kann sich in einigen Jahren zur Parkanlage wandeln. Einen Ratsbeschluss gibt es bereits.
Übrigens: Ein Zuschussgeschäft ist das Friedhofswesen für die Stadt nicht. Der Eigenbetrieb wirtschaftet ausgeglichen bei voraussichtlichen Ein- und Ausgaben in Höhe von 3 Millionen Euro.