Streit um Tiere im Wildpark
Der Betreiber SGVD will eine Zoogenehmigung zurückgeben. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald bangt um den Tierbestand.
Dormagen. Wildschweine, Rehe, Greifvögel, Störche. Wer den Wildpark Tannenbusch in Dormagen besucht, bekommt bei kostenlosem Eintritt viele Tiere zu sehen, die er in freier Wildbahn nicht oder nur sehr selten hätte beobachten können.
Mehr als 200 Tiere leben in dem Areal, das von der Stadtmarketing- und Verkehrsgesellschaft Dormagen (SVGD) betrieben wird.
Doch jetzt fürchtet der Dormagener Ortsverein der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) um einen Teil des Tierbestands. Komplexe Konstruktion: Die SVGD betreibt den Tierpark, die SDW besitzt die Tiere. Denn die SVGD will die Zoogenehmigung, die der Tierpark hat, zurückgeben.
„Die Anforderungen, die hinsichtlich der Artenvielfalt und der wissenschaftlichen Forschung an einen Zoo gestellt werden, sind nach unserer Auffassung im Tannenbusch bisher nicht erfüllt und würden zu erheblichem finanziellen Mehraufwand führen“, sagt SVGD-Geschäftführer Ulrich Pfister.
Der Hintergedanke bei der SVGD: Da die Rahmenbedingungen aufgrund der Finanzlage sowieso nicht zu erfüllen sind, wird die Zoogenehmigung abgegeben, bevor diese von höherer Stelle überprüft wird.
Das ruft die SDW auf den Plan. Deren Vorsitzender Marc Pellekoorne hat die Gesetzeslage studiert und kommt in Absprache mit dem Kreisveterinärsamt zu folgenden Schluss: „Wird die Zoogenehmigung zurückgegeben, können wir bis auf das Schalenwild und die Haustiere nur fünf weitere Tiere behalten.“
Das würde das Aus für den Großteil der Vögel im Park bedeuten und noch schlimmer: „Die Abschaffung müsste sehr schnell passieren. Wir kriegen die Tiere aber nicht so schnell verkauft und müssten sie töten“, sagt Pellekoorne.
Auch die SVGD beruft sich auf ihren Austausch mit dem Kreisveterinärsamt: „Diese Behauptungen der SDW sind Unsinn. Es wird sich am Erscheinungsbild des Wildparks nichts ändern, alles andere ist Stimmungsmache“, sagt Pfister.
Unabhängig von dem Gerangel um die Zoogenehmigung seien aber zu viele Tiere im Gehege, mehr als es nach den Vorschriften für eine artgerechte Haltung zulässig sei. Deshalb werde jetzt mit dem Kreisveterinäramt geklärt, in welchem Umfang der Tierbestand reduziert werden muss.
Eine gemeinsame Begehung des Tierparks ist für kommende Woche angesetzt. Es sei nicht geplant, nach der Rückgabe der Genehmigung den Tierbestand und die Artenvielfalt weiter einzuschränken.
Laut der SDW muss die Zoogenehmigung aber gar nicht abgeben werden, denn nur eine der Rahmenbedingung müsse laut Gesetz erfüllt sein, um den Zoostatus aufrecht zu erhalten: „Ich befürchtete, dass da der Gesetzestext falsch interpretiert wurde“, sagt Pellekoorne.
In Sorge um ihre Tiere überlegt die SDW jetzt, selbst Betreiber des Parks zu werden. „Die Kompetenzen lägen in einer Hand und wir haben das Know-how“, sagt Pellekoorne. Einziger Haken: Die SDW kann die finanziellen Mittel — pro Jahr macht der Park laut SVDG 450 000 Euro Minus — nicht aufbringen, sieht als eine Finanzierungsvariante einen städtischen Zuschuss. „Die Stadt wird das nicht stemmen können“, sagt Pfister.