Kindergarten: Mit Tannenzapfen Star Wars spielen
Seit zehn Jahren gehen Kinder im Mühlenbusch in den Kindergarten. Der Wald ist der Spielplatz der „Frischlinge“.
Neuss. Es ist früh am Morgen. Der Bollerwagen steht bepackt und abfahrtsbereit am Tor. Gleich geht es für die „Frischlinge“ in den Wald. So heißen die 19 Kinder, die im Waldstück Mühlenbusch in Rosellerheide den Waldkindergarten besuchen. Noch sammeln sich die Kleinen auf dem etwa 100 Quadratmeter großen Gelände an der Neuenberger Straße.
Hier steht auch der Bauwagen, der bei schlechtem Wetter Zufluchtsort sein kann. „Da muss das Wetter aber schon sehr schlecht sein, bevor wir gar nicht raus gehen“, sagt Erzieher Olaf Wilkosch (36). „Dann frühstücken oder basteln wir im Bauwagen.“ Am Montag ist es zwar kalt, aber trocken: Kein Grund also für die Waldkinder, den Vormittag drinnen zu verbringen.
Vor zehn Jahren gründeten Juliane Hennig und ihr Ehemann den Trägerverein als Elterninitiative und bauten den Kindergarten auf. Eineinhalb Jahre und unzählige Behördengänge dauerte es, bis die ersten Kinder hier betreut werden konnten. „Die erste Gruppe bestand damals aus nur vier Kindern“, erinnert sich Hennig. Nach den Sommerferien wird die Kapazitätsgrenze mit 21 Kindern ab drei Jahren erreicht sein.
Die Kinder stehen im Morgenkreis zusammen. Nach einem Begrüßungslied und Kreisspielen macht sich die Truppe auf zum Grubenplatz. Eine Lichtung im Wald, auf der es eine tiefe Grube gibt, in der man hervorragend spielen kann. Wilkosch lässt die Kinder sich selber durchzählen. Immer mal wieder stellt er kleine Rechenaufgaben, die die Kleinen mit Begeisterung lösen.
Der Erzieher hat sich bewusst für eine Arbeit im Waldkindergarten entschieden. „Ich liebe es einfach, draußen an der Luft zu sein.“ Und er sieht viele Vorteile gegenüber einem „Indoor“- Kindergarten: „Die Kinder spielen oft mit mehr Fantasie. Wir haben hier kaum Spielsachen. Dadurch werden Stöcke und Steine zum Spielzeug.“ Auch können sich die Kleinen oft schon früh gut ausdrücken, weil sie sich beim Spielen viel mehr miteinander verständigen müssen. „Die spielen auch StarWars, haben aber kein Lichtschwert aus Plastik, sondern vielleicht Tannenzapfen oder Stöcke“, sagt Hennig. Hinzu kommt, dass durch das viele Balancieren über Baumstämme und das Laufen über den unebenen Waldboden ständig die Motorik geschult werde.
Am Grubenplatz angekommen, darf Elian den Wasserkanister aus dem Bollerwagen hiefen. In dem Holzwagen liegen Wechselkleidung, Seile, Bücher und Bastelsachen. „Ausgestattet wie ein kleiner Kindergarten“, sagt Wilkosch.
Nach dem Händewaschen wird gefrühstückt. Vier dicke Baumstämme liegen im Quadrat und bieten den Kindern und Erziehern eine Sitzgelegenheit. Die Kleinen tragen dicke Skianzüge und haben kein Problem, in der Kälte zu bleiben, bis sie um 14 Uhr abgeholt werden. Erzieher Wilkosch achtet darauf, dass viele Bewegungsspiele gespielt werden. Nur Gereon (3) hat keine Lust mehr mitzumachen. Für ihn ist es noch anstrengend, den ganzen Tag im Wald zu verbringen. „Er ist in dieser Woche das erste Mal dabei.“ Doch keine zwei Minuten später springt er wieder mit den anderen Kindern durch den Wald.