Kindertagesstätten: „Die Qualität wird bleiben“

Sozialdezernent Stefan Hahn zur Ausgliederung der städtischen Kitas.

WZ: Herr Hahn, im Zuge der Haushaltskonsolidierung sollen die neun städtischen Kitas ausgegliedert werden. Ist das Sparen um jeden Preis?

Hahn: Nein, auf keinen Fall. Die Gegner der Ausgliederung versuchen, einen Qualitätseinbruch herbeizureden. Das sehe ich gar nicht so. Es gibt 63 Kitas nicht-städtischer Träger in Neuss, da ist die Arbeit nicht schlechter. Nein, nach der Ausgliederung wird die Qualität so gut bleiben, wie sie ist.

WZ: Die Verwaltung erwartet Einsparungen von 900 000 Euro jährlich. Wie setzt sich das zusammen?

Hahn: Für die Stadt fallen Betriebs-, Personal- und Sachkosten von etwa 5 Millionen Euro jährlich weg. Den neuen Träger würden wir fördern wie andere Träger auch — mit etwa 4,1 Millionen Euro. Unabhängig von der vielleicht möglichen erhöhten Landesförderung bleibt diese Entlastung von 900 000 Euro.

WZ: Wird das Lukaskrankenhaus denn nicht einen Ausgleich seines Fehlbedarfs von der Stadt fordern?

Hahn: Die Stadt erwartet als Gesellschafterin des Lukaskrankenhauses, dass das Lukas in der Lage ist, die Kosten deutlich zu reduzieren. Wenn das nicht kostendeckend funktioniert, liegt das Risiko bei der Lukaskrankenhaus GmbH. Ich gehe aber davon aus, dass der neue Träger die Kitas deutlich effizienter betreiben kann als die Stadt.

WZ: Was geschieht mit den Erzieherinnen?

Hahn: Es ist ihnen fest zugesagt, auch vom Bürgermeister, dass sie unter den gleichen Konditionen für den neuen Träger arbeiten werden. Es wird keine Einbußen geben.

WZ: Wer bestimmt über mögliche Gebührenerhöhungen?

Hahn: Die Stadt legt die Gebühren fest — und das für alle Träger. Daran wird sich nichts ändern.

WZ: Die Betriebsgesellschaft ist offen für weitere Gesellschafter. Könnten so nicht Stück für Stück gewerbliche Träger die Kitas übernehmen?

Hahn: Das sehe ich zurzeit nicht. Im übrigen: Auch nach einer Ausgliederung bleibt die Steuerungsmöglichkeit bei der Stadt. In Zukunft sehe ich eher, dass andere Stadttöchter Interesse haben könnten, sich zu beteiligen. Schließlich wird man auch dort mehr als bisher Kinderbetreuung anbieten müssen, um qualifiziertes junges Personal halten und gewinnen zu können.

WZ: Eine Stadt mit 154 000 Einwohnern ohne Kita in städtischer Trägerschaft — stimmt das den Sozialdezernenten nachdenklich?

Hahn: Nein, gar nicht. Die Stadt muss nicht alle Leistungen selbst erbringen, auch nicht in der Jugendhilfe. Der Gedanke der „Subsidiarität“ ist in Neuss lang geübte Tradition: Wenn Dritte Leistungen erbringen können, sollte das auch geschehen. Unsere Aufgabe bleibt es, zu steuern und Standards zu bestimmen.