Starker Pferderenntag zum Auftakt der Wintersaison
Der Umsatz nach neun Rennen betrug mehr als 170.000 Euro.
Neuss. Die Wintersaison beginnt im Führring. Mal zickig schnaubend, mal unaufgeregt, aber immer kraftvoll und stolz traben die Rennpferde durch den Rundgang. Um sie herum versammelt sich eine Menschenmenge. Das Fachsimpeln beginnt. „Der hat momentan keine Sandform“, sagt ein Besucher, und zeigt auf eines der Pferde, das später über den vom Regen dunklen Sand der Neusser Rennbahn fegen wird.
Es ist kalt geworden, und die Pferdewetter versprechen sich vom heutigen Tag vor allem, dass die Tiere, auf die sie setzen, für innere Wärme sorgen. Heiß diskutiert wird schon vorab, welcher Favorit oder Geheimtipp aus den letzten Rennen hervorgegangen ist — und wie gut die Chancen heute sind.
„Noch acht Minuten bis zum ersten Rennen“ steht auf den Fernsehschirmen in der Wetthalle. Hier wird der Umsatz gemacht. Dem eifrigen Blättern in Fachzeitschriften folgt der stramme Gang zur Wettannahme. Die Halle füllt sich, über Monitore flimmern die Wettquoten. Schließlich sagt Kommentator Pan Krischbin den Start an. Zehn Pferde preschen los. Gebannt schauen die Gäste auf den Schirm, während Krischbin versucht, sich beim Sprechen nicht zu überschlagen.
Das erste Rennen geht klar zugunsten des vierjährigen Wallachs namens Birthday Prince aus, der mit mehreren Pferdelängen Vorsprung nach 1500 Metern im Galopp die Ziellinie erreicht.
In der Wetthalle fällt der Jubel eher nüchtern aus — vielmehr bricht ein Gemurmel los. „Ich hab’ es dir doch gesagt“, äußert eine Frau am Nachbartisch gegenüber ihrem Begleiter scheinbar Unmut, aufs falsche Pferd gesetzt zu haben.
Mit einem Tipp von Reinhard Ording wäre das vielleicht nicht passiert. Ording ist im Vorstand des Neusser Reit- und Rennvereins, der die Rennen organisiert. Der ehemalige Jockey kennt sich aus — und genießt wie die anderen Gäste das Erlebnis Rennbahn. „Wenn man zu Hause vor dem Kamin sitzt, kriegt man nichts mit von der Spannung“, sagt er.
Wie zum Beweis wird das zweite Rennen eine hauchdünne Angelegenheit. Zwar liegt der zweijährige Kreuz As lange auf Rang zwei, aber auf der Zielgeraden hat Ording eine Ahnung. „Der schafft das noch“, sagt er, als das Pferd sich vor Augen der Zuschauer, die sich nach draußen gewagt haben, an die führende Calyxa heranarbeitet. Und tatsächlich: Um eine Nasenlänge gewinnt Ordings Favorit. Jubelschreie aus dem Publikum.
Ording kann sich ein Lächeln nicht verkneifen — kein Wunder. Denn nach dem Rennen werden die endgültigen Quoten bekannt gegeben: „Wer zehn Euro auf Kreuz As gesetzt hat, bekommt 24 Euro zurück“, sagt Ording. Bei dieser Gewinnmarge ist Lächeln durchaus erlaubt.