Kita in Notunterkunft geplant
Für einen Neubau an der Kaarster Erftstraße gibt es keinen Investor. Nun sollen Container als Provisorium dienen.
Kaarst. Zweimal ist die Errichtung einer viergruppigen Kindertagesstätte als Investorenmodell an der Erftstraße ausgeschrieben worden, zweimal gab es kein einziges Angebot. Dabei drängt die Zeit, in den vorhandenen Kindertagesstätten wird es immer enger. Jugenddezernent Sebastian Semmler informierte jetzt die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses über eine mögliche Zwischenlösung: Die knapp eine Million Euro teure Containeranlage für Flüchtlinge am Hoverkamp wird derzeit nicht für ihren eigentlichen Zweck gebraucht.
Sebastian Semmler, Jugenddezernent
Die neue Kindertagesstätte als Investorenmodell errichten zu lassen, war in der Dezembersitzung des Rates beschlossen worden. Das Besondere an diesem Modell: Die Stadt muss nicht den Kaufpreis aufbringen, sondern monatlich über einen festgeschriebenen Zeitraum eine Miete bezahlen. Nach der Ausschreibungs-Pleite hat das Rechnungsprüfungsamt zugelassen, dass die Stadt sich gezielt auf die Suche nach geeigneten Investoren begeben darf. „Ich habe in den vergangenen Tagen Gespräche mit der Kaarster Firma Petershaus und mit der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft Neuss geführt“, erklärte Semmler gestern. Was dabei zu beachten ist: „Wir dürfen derzeit nur über ein Investorenmodell verhandeln. Wenn wir die Kita wie in der Vergangenheit üblich auf eigene Rechnung bauen ließen, wäre ein neues Vergabeverfahren erforderlich, das sehr viel Zeit kostet.“
Semmler geht davon aus, dass Petershaus und GWG in spätestens drei Wochen ein Angebot vorlegen werden — beide Unternehmen hätten Interesse bekundet, beide Firmen verfügen über entsprechende Erfahrungen. Petershaus ist dafür bekannt, Gebäude in Holztafelbauweise zu errichten — das geht schneller als der Bau eines herkömmlichen Hauses, muss aber nicht preiswerter sein. Im Rathaus ist man auf die Angebote gespannt. Und wenn die Mietkosten als zu hoch empfunden werden? „Dann würden wir versuchen, sie zu senken, indem wir überlegen, woran noch gespart werden könnte“, erklärt der Beigeordnete.
In den Ausschüssen wurde in jüngster Zeit immer wieder kritisiert, die Kaarster Standards beim Bau von Kindertagesstätten seien hoch — möglicherweise zu hoch. In den Kitas sind kaum noch Platzreserven. „Wir gehen davon aus, dass wir im kommenden Kindergartenjahr im Vergleich zu heute zwei zusätzliche Gruppen brauchen“, erklärte Semmler. Vier bis sechs Gruppen seien erforderlich, um die jetzige Überbelegung abzubauen. Die vorübergehende Nutzung der nagelneuen Containeranlage am Hoverkamp als Kindertagesstätte böte sich an — die Stadt hat das Landesjugendamt über diesen Plan bereits informiert. Ob und in welcher Zahl weitere Flüchtlinge zugewiesen werden, kann derzeit niemand prognostizieren. Fest steht jedoch folgendes: Die Flüchtlingsunterkünfte sind bei weitem nicht so ausgelastet wie die Kindertagesstätten.
Und neue Kapazitäten wie auf der Daimlerstraße oder der Novesiastraße kommen bald hinzu, so dass auch im Falle weiterer Zuweisungen von Flüchtlingen die Container am Hoverkamp als Kita genutzt werden könnten.