Kunstschatz in der City-Kirche entdeckt

Die „Abnahme Jesu vom Kreuz“ stammt vermutlich von dem bekannten Künstler Pieter van Mol.

Foto: Woi

Grevenbroich Im südlichen Seitenschiff der City-Kirche St. Peter und Paul hängt ein Kunstschatz — und niemand hat es gewusst. Die „Abnahme Jesu vom Kreuz“ gehört zwar schon seit vielen Jahren zum Inventar des Gotteshauses, doch einem Künstler konnte das 1,65 mal 1,43 Meter große Ölgemälde nicht zugeordnet werden. Das hat jetzt Meik Schirpenbach übernommen. Der leitende Pfarrer, der ein studierter Kunsthistoriker ist, hat recherchiert und geht nun davon aus, dass das Altarbild von einem bekannten flämischen Maler stammt: Nämlich Pieter van Mol (1599—1650), der in Antwerpen arbeitete und später Hofmaler in Paris war.

„Das Bild ist mir sofort ins Auge gefallen“, sagt Schirpenbach, der im vergangenen Jahr in sein neues Amt eingeführt wurde. Vor allem die außergewöhnliche Darstellung der Kreuzabnahme hatte sein Interesse geweckt: „Jesus wird geradezu präsentiert, der Betrachter wird regelrecht in das Bild hineingezogen“, berichtet der Pfarrer. Den Hintergrund des stark abgedunkelten Gemäldes bilden eine vermummte Gottesmutter Maria, eine weinende Maria Magdalena, eine knieende Salome, ein in Rot gewandeter Apostel Johannes sowie die mit wallenden Bärten ausgestatteten Nikodemus und Josef von Arimathäa.

Die gleiche Szene hat Schirpenbach auf vier anderen Kunstwerken ausfindig machen können. Sie hängen in Abeville (Musée Boucher de Perthes), in Reims (Musée des Beaux-Arts) und in Regensburg (Niedermünsterkirche), ein weiteres stammt aus einer Privatsammlung, die im Auktionshaus Sotheby’s versteigert wurde.´

Was alle vereint: Sie tragen die Unterschrift von Pieter van Mol. „Ich vermute, dass unser Bild ebenfalls von ihm stammt — alle Details sprechen dafür“, sagt Schirpenbach. Immerhin lasse sich das Ölgemälde ab dem Jahr 1863 in St. Peter und Paul nachweisen, für diese Zeit sei eine derart genaue Kopie ungewöhnlich. „Also wird es aus dem 17. Jahrhundert stammen“, schlussfolgert der leitende Pfarrer.

Wann genau das Gemälde in das Grevenbroicher Gotteshaus kam, ist unbekannt, es gibt weder Dokumente noch Überlieferungen. „Möglicherweise wurde es der Pfarrgemeinde von einem Kloster überlassen, das aufgegeben wurde“, sagt Schirpenbach.

Meik Schirpenbach, Leitender Pfarrer

Das Bild befinde sich einem ausgezeichneten Zustand, es müsste lediglich einmal professionell gereinigt werden, da es mit der Zeit sehr dunkel geworden ist. „Ansonsten haben wir hier ein äußerst wertvolles Stück der Rubens-Schule — immerhin von einem französischen Hofmaler —, das eine breitere Würdigung verdient hat“, sagt Schirpenbach. Im Zuge der Renovierung von St. Peter und Paul wurde das Bild im südlichen Seitenschiff des Gotteshauses platziert. Zuvor hing es im historischen Teil der Kirche — der nach neuesten Erkenntnissen vermutlich 200 Jahre älter ist als bisher angenommen wurde.

„Das früher nebenan liegende Kloster wurde 1288 gegründet, die Stilformen des alten Chorraumes von St. Peter und Paul weisen eindeutig auf diese Zeit hin“, sagt Meik Schirpenbach. Die Form des Fensters und die spitzen Bögen, die zur Decke hin aufragen, würden typisch für das späte 13. und frühe 14. Jahrhundert sein. Eine ähnliche Gestaltung finde sich in St. Ursula, der romanischen Basilika in der Altstadt Kölns.