Sie ziehen ihren Job eiskalt durch

Statt im beheizten Büro arbeiten sie auf der Straße: Ordnungshüter und Müllmänner müssen auch bei Minusgraden raus.

Neuss. Walburga Westerveld ist ausgerüstet. Handschuhe, Stirnband, dicker Schal — „und auch lange Unterhosen sind Pflicht“, sagt sie. Die 63-Jährige hat in diesen Tagen einen der „coolsten“ Jobs der Stadt. Denn als Politesse zieht sie trotz knackiger Minustemperaturen durch die zugigen Neusser Straßen.

Bereits um 7 Uhr beginnt in dieser Woche ihre Schicht. „Morgens ist es besonders gemein“, sagt sie, „länger als eine knappe Stunde hält man das nicht aus“, fügt Westerveld hinzu. Deshalb gehen sie und ihre Kollegen sich im Einstundenrhythmus im Amt an der Rheinstraße aufwärmen. Mit Kaffee, Tee — „oder einer Instantsuppe“, sagt die Ordnungshüterin, die den Winter in diesem Jahr als besonders kalt empfindet. Aus diesem Grund trägt sie derzeit auch nicht ihre offiziellen Dienstschuhe, sondern private Bergwanderstiefel. Die halten ihre Füße besonders warm, so dass nichtmal ein zweites Sockenpaar notwendig ist.

Markus Scheppeit, Mitarbeiter der Abfall-und Wertstofflogistik Neuss

Doch in der Innenstadt gibt es Ecken, an denen es besonders zugig ist. Etwa am Quirinus-Münster, auf dem Wendersplatz, „oder an der Königstraße, wenn der Ostwind kommt“, sagt Westerveld. Die Kälte macht sich aber auch anders bemerkbar: „Wir haben gerade einen sehr hohen Krankenstand.“

Doch es gibt auch andere „coole“ Jobs in Neuss. Um 6 Uhr beginnt für Markus Scheppeit der Arbeitstag bei der Abfall-und Wertstofflogistik (AWL) Neuss. Er zieht sich einen Kaffee aus dem Getränkeautomaten, den er mit seinem eigenen Geld bezahlen muss. „Im Sommer kriegen wir das Wasser gestellt, wenn es besonders heiß ist“, sagt der 51-Jährige. Bei solchen niedrigen Temperaturen ist ein Kaffee oder Tee aber unerlässlich.

Um 7 Uhr beginnt seine Schicht. Bereits seit 30 Jahren arbeitet er nun auf dem orangenfarbenen Wagen und steht zusätzlich auf Abruf für den Winterdienst parat. „Wenn es um 16 Uhr anfängt zu schneien, muss ich weiter arbeiten.“ Eigentlich endet seine Tour nämlich schon um 15 Uhr.

Die Minustemperaturen machen Scheppeit aber nichts aus. „Ich merke die Kälte, aber was soll ich machen?“ Zum Schutz vor kalten Gliedmaßen trägt er eine Mütze, zwei T-Shirts, einen Pullover, eine dicke Jacke und eine lange Unterhose unter der organgenfarbenen Latzhose. „50 Prozent der Signalfarben müssen sichtbar sein. Wenn ich jetzt meine eigene Winterjacke anziehe, brauche ich noch eine Warnweste“, sagt Scheppeit. Und wenn es ganz kalt wird, zieht er sogar einen Schal an. Aber auch dabei ist Vorsicht geboten. Denn eigentlich ist der Schal in die Mütze integriert, damit das Unfallrisiko möglichst gering bleibt.