Landesamt: Zu viele Schulden in Statistik
Pro-Kopf-Verschuldung ist nach Auskunft der Kämmerei wesentlich niedriger als vom Land ausgewiesen.
Neuss. Als das Statistische Landesamt (IT NRW) im September aktuelle Zahlen zur Verschuldung der Städte und Gemeinden veröffentlichte, waren die Werte für Neuss erheblich. Zwar ist es nicht überraschend, dass Neuss als mit Abstand größte Stadt im Kreis und umfangreicher Infrastruktur auch die höchste Pro-Kopf-Verschuldung aufweist. Ein Schuldenstand von im Schnitt 4863 Euro je Einwohner erschien dann aber doch sehr hoch. Fest steht jetzt, so heißt es aus dem Rathaus: Das ist falsch.
Nach Darstellung der Stadt steckt der Fehler in der Systematik der internen Krediterfassung. Als die Stadtentwässerung in die neue AÖR Infrastruktur ausgegliedert und damit aus der Rubrik „Kernhaushalt“ in die der „Sonderrechnungen“ verschoben wurde und ebenso Gebäudemanagement und Friedhöfe aus dem Kernhaushalt in die „sonstigen Einrichtungen“ verlagert wurden, wanderten die anhängigen Kredite mit — allerdings nur zum Teil. Ein nicht unbedeutender Rest verblieb im Kernhaushalt.
Bei der Abfrage durch die Landesbehörde hätten die Einrichtungen ihren kompletten Kreditbestand angegeben, sagt Bürgermeister Herbert Napp, der sei dann in Düsseldorf zweifach gezählt worden: komplett unter Sonderrechnungen beziehungsweise „sonstige Einrichtungen“ und zusätzlich im Kernhaushalt. Auf die Besonderheit der Kredit-Aufteilung hatte die Neusser Kämmerei allerdings schon im August hingewiesen.
Demnach liegt die Neusser Gesamtverschuldung nicht wie vom Land ausgewiesen bei 735,6 Millionen Euro, sondern bei 543 Millionen. Das reduziert die Pro-Kopf-Verschuldung von 4863 Euro auf etwa 3470 Euro.
Bürgermeister Herbert Napp verweist bei dieser Gelegenheit auf die hohen Vermögenswerte der Stadt, die dem Schuldenstand gegenüberstehen: Allein die Finanzanlagen machen 1,14 Milliarden Euro aus — etwa 13 500 Euro für jeden Neusser, rein rechnerisch.
Die Landesbehörde bleibt bei ihrer Darstellung. Für die Schuldenstatistik 2011 soll ein neues Konzept entwickelt werden, das auch die „internen Kreditbeziehungen“ berücksichtigt.