NRW So viel würde die „Laga“ in Neuss kosten
Neuss · Die Kosten für die Ausrichtung der Landesgartenschau 2026 liegen auf dem Tisch. Jetzt hat der Rat das Wort.
Der Aussicht, im Herbst 2023 eine Dienstreise zur Landesgartenschau (Laga) nach Höxter antreten zu können, um dort den Staffelstab des nächsten Veranstalters zu übernehmen, wird Bürgermeister Reiner Breuer am Freitag einen kleinen Schritt näher kommen. Denn der Rat wird – wie sich abzeichnet – mit breiter Mehrheit dafür stimmen, dass sich die Stadt beim Land um die Ausrichtung der Laga 2026 bewirbt. Auch die CDU steht voll hinter dem Projekt, wie ihr Fraktionsvorsitzender Sven Schümann erklärt, fordert aber noch ein schlüssiges Finanzierungskonzept. „Das ganze benötigte Geld – wie vorgeschlagen – einfach aus dem Vermögen von Liegenschaften und Vermessung zu nehmen, scheint uns zu kurz gegriffen.“ Denn das Tochterunternehmen müsse liquide und in der Lage bleiben, Stadtentwicklung mitzugestalten.
Und es wäre einiges nötig: Für die Investitionen im Vorfeld, die Veranstaltung an sich und auch um die Folgekosten abzudecken. Im Planungsausschuss vor einer Woche konnte Stephan Lenzen, der im Auftrag der Stadt die Machbarkeitsstudie erstellt hat, noch keine Zahlen nennen, jetzt legte er nach.
Investitionen
Wie schon einmal dargestellt, fallen zur Vorbereitung der Laga 2026, die in Neuss auf 35 Hektar Innenstadtfläche verortet wird, 45 Millionen für Investitionen an, davon entfallen fast 20 Millionen für die Aufwertung der Rennbahn zu einem Bürgerpark. Der Beitrag reduziert sich um eine Landespauschale in Höhe von sechs Millionen Euro und Städtebau-Fördermittel, die Lenzen auf 23,6 Millionen Euro veranschlagt. Wie er darauf kommt? „Das ist meine zehnte Landesgartenschau.“ Bleiben 15,7 Millionen, die von der Stadt alleine zu schultern sind. Weil die ohnehin einen Bürgerpark samt neuem Zugang von der Hammer Landstraße schaffen und noch andere Projekte (Stichwort: Limes) in Angriff nehmen will, würden ohnehin 22,5 Millionen Euro zu finanzieren sein – ohne einen Cent vom Land. Eine Laga käme Neuss unter dem Strich sieben Millionen Euro günstiger, sagt Lenzen – bei einem deutlichen „Mehr“ an Freizeitwert und Aufenthaltsqualität.
Durchführung
Die Laga 2026 wäre ein Event, das Neuss rund 170 Tage zu einem Top-Ausflugsziel macht. Allerdings: Auch die Durchführung kostet Millionen. Drei Millionen Personalkosten (inklusive Vor- und Nachbereitung der Gartenschau) veranschlagt Lenzen, dazu 1,6 Millionen Euro für die Organisation (Kartenverkauf, Wachdienste oder Reinigung), 1,1 Millionen Euro für temporäre Bauten (Bühnen, Zäune, Drehkreuze etc.), 5,8 Millionen für gärtnerische Themen – und last but not least – Kosten für Pflege, Verkehr (Shuttlebusse), Marketing und ein Kulturprogramm. Gesamtbetrag: fast 15 Millionen.
Einnahmen
An den Investitionen, also der Schaffung von Werten, beteiligt sich das Land, das Event selbst fördert sie nicht. Aber das tun hoffentlich andere. Die Kölner Firma Montenius Consult, spezialisiert auf Entwicklung und Realisierung von Vision für Freizeitunternehmen, hält eine Summe zwischen 1,1 und 1,3 Millionen Euro aus Spenden und Sponsorengeldern für realistisch. Bis zu 1,1 Millionen könnten im günstigsten von drei durchgerechneten Prognosen über Verpachtungen oder Lizenzvergaben erlöst werden. Die Masse der Einnahmen müssen aber die Eintrittsgelder bringen. Bei wahrscheinlich rund 760 000 zu erwartenden Besuchern kämen so rund 9,4 Millionen Euro zusammen. Unter dem Strich müsste die Stadt ein Defizit in Höhe von 2,5 Millionen abdecken. Das könnte sich – wenn die pessimistischere Prognose mit „nur“ 650 000 Besuchern bewahrheiten sollte – auf 4,2 Millionen Euro zu Lasten der Stadtkasse erhöhen.