Liegt Gift unter den Ascheplätzen?
Gutachter untersuchen, ob aus Schlacke, die für den Unterbau verwendet wurde, Gift ins Grundwasser gelangen kann.
Neuss. Tickt unter den Ascheplätzen einiger Bezirkssportanlagen eine ökologische Zeitbombe? Dieser Frage geht derzeit ein Gutachter nach. Er prüft im Auftrag der Unteren Wasserbehörde des Kreises, ob aus der Hochofenschlacke, die beim Bau von Sportplätzen Anfang der 1970er-Jahre für den Unterbau verwendet wurde, giftige Stoffe ins Grundwasser ausgewaschen wurden — oder werden könnten. Eine alarmierende Annahme, auf die Ingrid Schäfer (CDU) im Namen der Politik mit der Forderung reagiert, für den schlimmsten anzunehmenden Fall Vorsorge zu treffen.
Für die Bezirkssportanlagen in Norf und Gnadental bedeutet diese neuerliche Untersuchung, dass sich der für 2017 fest zugesagte Bau der Kunstrasenplätze auf jeden Falls ins kommende Jahr verschiebt. Das ist für die davon betroffenen Vereine DJK Gnadental und TSV Norf mehr als ärgerlich. Aber Sportdezernent Matthias Welpmann verlangt Gründlichkeit. Denn im schlimmsten Fall hat nicht nur Neuss ein Problem — viele andere Städte im Land hätten es dann auch. In den 1960er- und 1970er-Jahren, sagt Welpmann zur Begründung, habe das Land den Einbau von Hochofenschlacke sogar vorgeschrieben.
Außer den Plätzen im Norfer von-Waldthausen-Stadion sowie am Nixhütter Weg fallen nach Darstellung der Stadtverwaltung noch zwei oder drei Tennenplätze im Stadtgebiet in diese Kategorie. Für die Plätze der Bezirksportanlage Reuschenberg und des Jahnstadions trifft das aber nach Wissen von Sportreferent Uwe Talke nicht zu. Auch dort sollen zeitnah Bodenuntersuchungen gemacht werden, bevor darüber entschieden wird, welche der beiden Anlagen — neben Norf, Gnadental und Weißenberg — zum Fußballzentrum weiterentwickelt wird.
Im Zusammenhang mit Ascheplätzen hatte es schon in der Vergangenheit häufig Probleme gegeben. So machte in den 1990er-Jahren landesweit ein Belag für Sportplätze, der mit Dioxin belastet war, Schlagzeilen. Ob das auch für die BZA Gnadental zutraf, weiß Jürgen Fels nicht mehr. „Unser Sportplatz ist aber schon mit diversen Giften in Verbindung gebracht worden“, sagt der Vorstand der DJK Gnadental. Dass „immer wieder Asche drauf gepackt wurde“, so Fels, könnte die Ursache für die Verdichtung im Untergrund sein. Sie macht den Platz nach Regenfällen unbespielbar, weil das Wasser nicht abfließt.
Die aktuelle Sorge gilt nicht dem Belag, sondern dem Unterbau, sagt Welpmann. Die Frage, ob gefährliche Stoffe in die Grundwasserflut gelangt sind, betreffe den Spielbetrieb nicht. Heißt: keine Gefahr.
Die Gefahr liegt woanders — und auch bei den Kosten. Trifft der schlimmste Fall zu, müssten die Schlacken ausgebaut und entsorgt werden. Mehrkosten im sechsstelligen Bereich wären die Folge — pro Platz. Einfacher läge der Fall, wenn sich der Kreis mit einer zusätzlichen Oberflächen-Abdichtung zufrieden gibt. Welpmann hofft und strebt an, dass eine Gefahr verneint wird und die Stadt auf den Aschenbelag einen Kunstrasen legen kann. Auf jeden Fall aber will er diesen Präzedenzfall klären, damit nicht bei jeder Platzumwandlung in der Zukunft die gleichen Fragen diskutiert werden. Gute Nachricht zum Schluss: Der Auftrag für die Planung des Sportplatzumbaus in Norf und Gnadental wurde jetzt erteilt.