Neusserin wird Vizemeisterin im Pole Dance
Linda Krainitzki erreichte bei der Deutschen Meisterschaft im Zweierteam den zweiten Platz.
Neuss. Die Sportszene des Rhein-Kreises Neuss ist um eine Deutsche Vizemeisterin reicher: Linda Krainitzki. Die 25-jährige macht Pole Dance. Der Tanz an der Stange hat heutzutage nichts mehr von seinem einst anrüchigen Image. Die Deutsche Polesport-Meisterschaft ist international anerkannt. Trainiert wird nicht in Table-Dance-Bars, sondern in speziellen Studios. Linda Krainitzki übt im Düsseldorfer „Poleland“ — gemeinsam mit der 23-jährigen Birte Zeitner aus Erkelenz. Als Duo holten sie in der Kategorie „Double Amateur“ den Deutschen Vizemeistertitel.
Den Weg zum Pole Dance fanden die beiden 2014 über das Sportangebot der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. „Aus Neugier habe ich angefangen — und war sofort begeistert“, erzählt Krainitzki. Sie tanzte zuvor Hip-Hop, Zeitner kommt vom Turnen. „Pole Dance ist ein irres Training, das den ganzen Körper beansprucht“, sagt die Neusserin. „Ich hätte nie gedacht, dass ich solche Verrenkungen machen kann. Das gibt mir Selbstvertrauen. Man muss sich immer wieder überwinden, um kopfüber an der Stange zu hängen.“
Auch Birte Zeitner suchte im Pole Dance eine neue Herausforderung. „Man braucht sehr viel Kraft, Ehrgeiz und muss auch mal Schmerzen ertragen können“, sagt sie. „Für mich war die Sportart genau das Richtige, weil sie turnerische, akrobatische und tänzerische Elemente verbindet.“ Das Tanzen an der Stange beansprucht alle Muskeln. „Eine neue Choreographie bedeutet eine neue Belastung für den Körper. Ich habe jedes Mal an anderen Stellen Muskelkater“, sagt Krainitzki.
Doch nicht nur für erfahrene Sportler eignet sich Pole Dance. „Das Tolle ist, dass man auch als unsportlicher Mensch einsteigen kann“, sagt Zeitner. „Es gibt viele Bewegungen, die auch für Anfänger machbar sind. Mit der Zeit gewinnt man Kraft und Körperspannung.“ Das „Poleland“-Studio in Düsseldorf bietet Kurse für unterschiedliche Leistungsstufen an. „Manche gehen es sportlich an, andere tanzen auch gerne sexy — aber niemals vulgär“, sagt Linda Krainitzki.
„Wir erleben unterschiedliche Reaktionen, aber so gut wie keinen negativen Kommentar“, erzählt Birte Zeitner. „Von meiner Mutter höre ich aber schon mal, die Hose zeige zu viel Hintern. Bei der Deutschen Meisterschaft gibt es dafür Punktabzug.“ Auch Linda Krainitzki sieht einen Wandel bei der Wahrnehmung der Sportart. „Gelegentlich kommen komische Blicke oder Sprüche — von Männern wie von Frauen. Echtes Interesse überwiegt aber zum Glück.“
Derzeit gibt es noch wenige Wettkämpfe, auch weil bei der Deutschen Meisterschaft die strengsten Regeln gelten. „Die Konkurrenz wächst aber gefühlt täglich“, berichtet Krainitzki. In diesem Jahr nahmen mehr als 150 Athleten an der Meisterschaft teil. „Zu meiner Freude auch immer mehr Männer“, sagt sie. „Häufig sind deren Choreographien richtig witzig. Sie setzen mehr auf Dynamik als auf Eleganz und nehmen sich selbst nicht zu ernst.“