Matthias Arkenstette hofft auf Verbraucherberatungsstelle
Im Interview äußert sich das Mitglied der Geschäftsleitung der Verbraucherzentrale NRW über die Diskussion in Neuss.
Neuss. Hitzig verlief die Diskussion um die seit Jahren geforderte Einrichtung einer Verbraucherberatungsstelle im Hauptausschuss. Wie berichtet, lehnten CDU und FDP die Beschlussvorlage der Verwaltung ab, Landes-Fördermittel für das kommende Jahr zu beantragen. Unter den Zuhörern war auch Matthias Arkenstette, Mitglied der Geschäftsleitung der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf.
Herr Arkenstette, was unterscheidet eine Verbraucherberatungsstelle von anderen „Anbietern“ wie Hausfrauenbund, Handwerkskammer oder Sozialdienst katholischer Männer (SKM)?
Matthias Arkenstette: Vor allem: Wir sind mit der ganzen Breite der Verbraucherthemen beschäftigt. Man kann mit allen Fragen zu uns kommen. Wir sind nicht für eine bestimmte Zielgruppe da. Wir sind unabhängig von wirtschaftlichen Interessen und wollen nichts verkaufen. Und: Wir sind sehr professionell. In Neuss könnte man auf unser gesamtes Know-how zurückgreifen.
In Neuss kamen Befürchtungen auf, eine Verbraucherberatungsstelle könne die Existenz von Anwälten gefährden. Haben Sie Erfahrungen aus anderen Städten?
Arkenstette: In keiner der 58 Städte in NRW mit Beratungsstellen ist die Anwaltschaft durch uns beeinträchtigt worden. Wir informieren und beraten, damit es eben keine Probleme gibt, die vor Gericht ausgetragen werden müssen. Das tun wir im Auftrag des Bundesgesetzgebers. Wir haben eine sehr hohe Erfolgsquote. Ein Beispiel: Wir haben direkte Ansprechpartner in allen Telekommunikationsunternehmen und können viele Probleme ohne Rechtssstreit lösen. Und wenn es sich ein Rechtstreit vermeiden lässt, verweisen wir selbst auf Anwälte. Überall haben wir eine sehr gute Kooperation mit der örtlichen Anwaltschaft.
Sie haben als Zuhörer die Diskussion im Hauptausschuss erlebt. Der Antrag, Sie als Experten zu hören, wurde von CDU und FDP abgelehnt. Waren Sie enttäuscht, verwundert, irritiert?
Arkenstette: Es ist eigentlich üblich, dass sich die Räte direkt bei uns informieren. Gerade in der vergangenen Woche war ich in zwei Kreistagen. Das wäre wohl auch in Neuss hilfreich gewesen.
Wo wurden Sie befragt?
Arkenstette: Unter anderem im Ennepe-Ruhr-Kreis. Das ist der Hauptwettbewerber von Neuss um die Landesmittel für das kommende Jahr.
Das Land wird 2014 nur die Einrichtung einer neuen Beratungsstelle fördern, hieß es. Nach der Entscheidung im Hauptausschuss ist der Zug damit für Neuss wohl endgültig abgefahren?
Arkenstette: Der Rat muss ja noch abschließend entscheiden. Die Hoffnung bleibt bis zum Schluss, denke ich. Übrigens: Die Entscheidung, neue Beratungsstellen zu fördern, stammt noch aus der Rüttgers-Regierung von CDU und FDP. Und während der ersten rot-grünen Minderheitsregierung haben CDU und FDP den Antrag gestellt, dieses Ausbauprogramm fortzuführen. Der Antrag wurde im Landtag einstimmig angenommen. Das Land fördert 2014 eine neue Beratungsstelle und 2015 die Neueinrichtung von zwei Stellen. Ich fände es verwunderlich, wenn das in Neuss nicht umgesetzt würde.