Mehr Navis werden gestohlen
2015 wurden von Januar bis September im Kreis 361 Diebstähle verübt, im Vorjahreszeitraum waren es 293.
Rhein-Kreis. Das Seitenfenster der BMW-Limousine ist eingeschlagen, die Glassplitter im Innenraum verteilt. In der Mittelkonsole klafft ein Loch. Kabel kommen zum Vorschein. Da, wo sich vor kurzem noch das integrierte Navigationsgerät befand. Von professionellen Kriminellen fachgerecht ausgebaut, nicht rabiat herausgerissen.
Anfang der Woche schlugen Täter so in Neuss-Rosellen auf der Otto-Pankok-Straße und der Albertus-Magnus-Straße zu, machten sich an zwei Autos der Marke BMW zu schaffen. Mit Erfolg. „BMW liegt bei den Kriminellen hoch im Kurs, aber auch Mercedes, Audi und VW werden häufig aufgebrochen“, sagt Hans-Willi Arnold, Sprecher der Kreispolizei, und vermutet: „Bei Marken wie BMW sehen die sachkundigen Täter offenbar den geringsten Schwierigkeitsgrad.“
Manfred Lorenz, Filialleiter Kohl-Automobile
Zwischen 2012 und 2014 wurden in Nordrhein-Westfalen mehr als 22 000 Navigationsgeräte gestohlen, es entstand ein Schaden von mehr als 75 Millionen Euro. 7188 Diebstähle und eine Schadenssumme von 23 564 889 Euro zählte die Polizei 2014 landesweit, 2013 waren es 6756 Fälle und 23 735 426 Euro.
Punktuell werden in einigen Kreisen wieder mehr festinstallierte Navis gestohlen, etwa im Rhein-Kreis Neuss: 2015 registrierte die Polizei zwischen Januar und September 361 Diebstähle, im selben Zeitraum des Vorjahres waren es 293. Die Schadenshöhe liegt dem Landeskriminalamt zufolge in der Regel zwischen 6000 und 8000 Euro, je nachdem, wie brachial die Täter vorgegangen sind. In NRW wird gerade einmal jeder zehnte Autoaufbruch aufgeklärt. Die Tat ist also nahezu risikolos. Und das, obwohl auch im Rhein-Kreis immer mehr Kräfte an Brennpunkten eingesetzt würden, um die Autoknacker zu stoppen, sagt Polizeisprecher Arnold.
Manfred Lorenz, Filialleiter bei Kohl-Automobile in Grevenbroich, betont: „Wo die Täter unbedingt reinwollen, da schaffen sie das auch.“ Als Diebstahlschutz sei in den BMW-Modellen etwa nur eine Wegfahrsperre verbaut. „Kunden, die ein festinstalliertes Navi bestellen, sollten auch eine Alarmanlage ordern“, rät Lorenz. Häufig schlagen die Täter die kleinen Dreiecksscheiben ein, um die hinteren Türen zu öffnen. „Es hilft, die Kindersicherung einzuschalten. Das macht es den Dieben deutlich schwerer.“ Polizeisprecher Arnold verdeutlicht: „Der beste Schutz ist ein guter Stellplatz, zum Beispiel die Garage. Außerdem sollten sich Bürger bei verdächtigen Geräuschen in der Nachbarschaft unbedingt bei der Polizei melden.“
In der Regel handelt es sich bei den Tätern um professionelle Diebesbanden aus Osteuropa, die gezielt für einige Tage nach Deutschland reisen, um hochwertige Geräte wie Navis, Airbags, Kurvenlichter und Scheinwerfer aus Autos zu stehlen. Sie durchkämmen Großstädte und Ballungsräume, arbeiten regelrecht Bestelllisten ab, weiden ganze Straßenzüge ab. Das verzweigte Autobahnnetz kommt ihnen zugute. „Die Teile werden dann verkauft und wieder in Autos eingebaut“, sagt Arnold.