Menschen mit Handicap packen an
Schnitt-Gut beschäftigt Arbeiter mit schwerer Behinderung.
Neuss. Vier Männer in grüner Schutzkleidung fällen einen Kastanienbaum und zersägen ihn in Einzelteile. Was zunächst niemand bemerkt: Ein Arbeiter ist schwerbehindert.
Das Landschafts- und Bauunternehmen Schnitt-Gut setzt sich seit drei Jahren für die Integration von Menschen mit Handicap ein. Auf dem Gelände der St. Augustinus-Kliniken beschäftigt Schnitt-Gut derzeit 18 Mitarbeiter, von denen acht mit einer geistigen Behinderung leben.
Wilhelm Schäffer, Staatssekretär des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales, besuchte jetzt gemeinsam mit Martina Hoffmann-Badache, Landesrätin des Landschaftsverbands Rheinland, das Projekt. „Wir wollen sehen, was Schnitt-Gut in Kooperation mit den Gemeinnützigen Werkstätten Neuss durch unsere Landesförderung auf die Beine gestellt hat“, sagt Hoffman-Badache.
Das Resümee fällt nach einem Rundgang und Gesprächen mit Mitarbeitern positiv aus. „Wir sind mit der Umsetzung wirklich sehr zufrieden“, sagt Schäffer. Der Staatssekretär betont, dass man sehe, dass es den Menschen gut gehe und sie glücklich seien, sich selbst zu helfen.
Ein Beispiel ist Jörg Kock, der seit knapp zwei Jahren bei Schnitt-Gut beschäftigt ist. „Der erste Monat war wie Urlaub für mich. Die Arbeit tut mir seelisch und körperlich sehr gut“, sagt der Psychotiker.
Die Symptome seiner Krankheit hätten nachgelassen. Abends sei er lediglich müde. „Was mir ebenfalls gut getan hat, ist die Tatsache, dass ich selbst Geld verdiene und meine eigene Wohnung habe. Es gibt mir Selbstsicherheit, wieder auf eigenen Füßen zu stehen“, erklärt Kock.
Nina Berner schätzt ebenfalls die regelmäßige Beschäftigung. „Ich arbeite acht Stunden täglich und mache freiwillig Überstunden. Die Arbeit gibt mir ein Stück Normalität zurück“, sagt sie.
Laut Udel Josten, einem der zehn nicht behinderten Kollegen, war die Umstellung, mit Behinderten zu arbeiten, kein Problem. Nun haben die Schnitt-Gut-Mitarbeiter bereits viele Großaufträge bewerkstelligt — unter anderem die Begrünung rund um das Bettenhaus der neuen Psychiatrie an der Augustinusstraße.
„Im Moment sind wir von den St. Augustinus-Kliniken als Hauptauftraggeber abhängig“, sagt Schnitt-Gut-Geschäftsführer Wilfried Gaul-Canjé. In zwei Jahren wolle das Unternehmen darüber hinaus konkurrenzfähig sein.