Kunst erleben und schaffen
Die Malschule des Sels-Museums ist umgezogen. Das neue Palais liegt an der Breite Straße.
Neuss. Fein säuberlich zieht Carlotta ihre Linien auf dem weißen Papier. „Das wird ein süßer Dinosaurier“, sagt die Elfjährige, die seit fünf Jahren die Kunsterlebnisschule von Jutta Tremmel-Endres besucht. Bislang fanden die Kurse im Clemens-Sels-Museums statt. Jetzt ziehen die Schüler um — in das neue Palais an der Breite Straße.
„Der Studioraum im Museum ist an seine Grenzen gestoßen“, sagt Tremmel-Endres, die die Malschule vor sieben Jahren ins Leben rief. „Wir konnten dort zum Beispiel nicht mit Ölfarben oder Speckstein arbeiten, weil die Belüftung nicht ausreichte und der feine Staub die Originale verschmutzt hätte.“
Daher mietete die 43-Jährige das rund 50 Quadratmeter große, denkmalgeschütze Appartment. „Hier gibt es einen Atelierraum, eine Farbstation mit großem Waschtisch, einen Innenhof und einen Medienraum“, erklärt sie. In letzterem bespricht Tremmel-Endres mit ihren Schülern die Werke berühmter Künstler oder zeigt den Kindern und Jugendlichen Requisiten. Dann setzen sie ihre Fantasie im Atelier selbst um — es wird gemalt, gezeichnet, gedruckt und modelliert.
„Das Museum besuchen wir weiterhin — zum Beispiel die Ausstellung ’Aristide Maillol und Maurice Denis’“, sagt die Kunsthistorikerin. Dort sollen die Teilnehmer zum Beispiel das Bild „Am Strand von Trestrignel“ betrachten. „Wir haben dann von der Strandmatte bis zur Sonnencreme alles dabei, was die künstlerische Umsetzung der Erlebniswelt fördert“, sagt sie. „Die Schüler können aber auch mal direkt vor den Originalen zeichnen.“
Ziel sei es schließlich, den Nachwuchs an die Kunst heranzuführen. „Bei kleinen Kindern ist das sehr einfach“, erklärt die Museumspädagogin. „Ab der Pubertät wird es schwierig. Dann verlieren die Museen in der Regel die Kinder. Wenn man diese Zeit aber überbrückt, haben wir sie für immer.“ Tremmel-Endres’ Kurs für Jugendliche ist mit 16 Teilnehmern der größte im Angebot.