Nur drei Schuss auf den Vogel
Grenadier Rainer II. Halm ist neuer König der Neusser Bürgerschützen.
Neuss. Wie viel Schuss wird er brauchen? Das war die spannende Frage Dienstagabend, denn das „Wer?“ war seit Sonntagabend beantwortet: Rainer Halm war einziger Kandidat fürs Königsvogelschießen. Das betonte auch Schützenpräsident Thomas Nickel vor dem ersten Schuss: Niemand sonst habe fristgerecht eine Bewerbung eingereicht. Und dann die Riesenüberraschung: Schon mit dem dritten Schuss holte der Hauptmann des Grenadierzugs Fetzige Nüsser den Vogel herunter. Da waren gerade zwei Minuten vergangen.
„Hier gewinnt nur einer: Rainer“, hatten zuvor einige Grenadiere skandiert. Im dritten Anlauf nach 1990 — da unterlag er Thomas Nickel, was der in seiner Rede allerdings dezent verschwieg — und 1991 hat es Rainer Halm nun geschafft. Bemerkungen aus den dichten Schützenreihen, es habe durchaus noch mindestens einen weiteren Bewerber gegeben, konterten andere Experten: Der habe zurückgezogen, weil er „mit dem Rainer“ befreundet sei und ihm den Titel nicht habe streitig machen wollen.
Auf der Festwiese war der Jubel groß, einige Fans hatten ein Plakat „Rainer Energy“ vorbereitet, und natürlich trugen die Fetzigen Nüsser ihren (Noch-)Hauptmann auf den Schultern zur Bühne. Der winkte sichtlich erleichtert und durchaus stolz in die Menge, und dann wurde es auf der Bühne offiziell: Schützenpräsident Thomas Nickel nahm nach einem kurzen „Es lebe der König“ Werner Kuhnert die Kette ab, und der König war ein Ex-König. Er sei ein Jahr lang „mit Herzblut und Leidenschaft“ unterwegs gewesen und habe „das beste Schützenpublikum der Welt“ erlebt, erklärte der nach eigenem Bekunden „flotte Alte“. Er hatte am Freitag zur Kirmeseröffnung seinen 78. Geburtstag gefeiert.
Thomas Nickel stellte den neuen König vor. 52 Jahre ist er alt, in Neuss geboren wie seine Frau Petra. Seine beiden Söhne Marc (22) und Dirk (18) sind ebenfalls bei den Grenadieren aktiv. Halm begann sein Schützenleben als Edelknabe, trat 1974 in den Grenadierzug „Immer treu“ seines Vaters ein und gründete vor 25 Jahren den Zug der Fetzigen Nüsser mit. Geheiratet habe er übrigens an einem Schützenfestmontag, berichtete Nickel: „Natürlich in Grenadieruniform.“
Amtskette für den neuen König, erster Umtrunk auf der Bühne mit Komiteemitgliedern, dann ging’s ins Festzelt. Auf den ersten Umzug als König folgte dann die Feier im Zeughaus.
„Ich hab’ so viel Freud“ hatte der neue König sichtlich gerührt im Festzelt bekannt. Das kann er nun ein Jahr lang auskosten.