Schützenfest in Neuss: Rainer Halm will König werden
Schützen stärkten sich am Morgen vor dem Festzug in diversen „Lagern“.
Neuss. Wer holt am Dienstag den Vogel von der Stange? Darüber rätselten am Montag die Neusser Schützen auf den diversen Biwaks, so auch auf dem der Volksbank am Münsterplatz, am Rheinischen Landestheater oder bei BMW Timmermanns. Ein Bewerber steht fest.
„Jeder Neusser träumt davon, einmal Schützenkönig zu werden“, sagte Rainer Halm (52) auf dem Münsterplatz. Für den Grenadier-Hauptmann des Zugs „Fetzige Nüsser“ ist es nach 1990 und 1991 der dritte Versuch.
Noch ist unklar, ob er sich beim Königsschießen gegen einen Konkurrenten behaupten muss. In Schützenkreisen fällt jedoch immer wieder der Name des Jägermajors Hans Jürgen Hall.
„Ich habe gehört, dass unser Major dieses Jahr noch einmal schießt“, sagte Manfred Mayer vom Jägerzug Grüne Heide beim traditionellen Feldlager des RLT-Fördervereins am Landestheater. Hall unterlag im Vorjahr Werner Kuhnert. „Bei Regen ist Rainer Halm aber der Bessere“, sagte Frank Hemsen, Grenadier und Zugführer von „Allzeit bereit“, mit Blick gen Himmel.
Die Wetterkapriolen sorgten gestern für ein großes Stühlerücken. Während die rund 1300 Schützen vor den heftigen Schauern auf dem Münsterplatz zu den nächstgelegenen Zelten flüchteten oder unter Regenschirmen weiterfeierten, strömten die etwa 480 Schützen im Außenbereich des RLT unters Dach.
Karlhans Pfleiderer, Vorsitzender des Kreises der Freunde und Förderer des Rheinischen Landestheaters, musste kämpfen, damit seine Rede Gehör fand.
„Können wir, die Neusser Bürger, jetzt erwarten, dass der Geist dieses überaus freudigen Schützenfestes bewirkt, dass die Form des öffentlichen Streites zwischen den besten und schönsten Männern dieser Stadt sich wieder auf der Höhe einer konstruktiven mitteleuropäischen Streitkultur einfindet?“, fragte er in Richtung Schützenpräsident Thomas Nickel.
„Andernfalls könnten sie gleich eine Schützenmonarchie mit Werner IV. als König ausrufen — mit Sitz im Rathaus.“ Die Schützen applaudierten.
Das schlechte Wetter konnte die Stimmung natürlich nicht trüben. „Bella Bella Bella Marie“ schallte es rund um das Landestheater. Im gold-roten Kleid sang Linda Riebau, Hauptdarstellerin des Stücks Lola, das am 16. September Premiere feiert, das Lied der Caprifischer — begleitet von Bernd Beusinger am Saxofon und Walter Kiesbauer am Piano.
Über ihn breiteten zwei Helfer eine Plastikplane aus. Ein Schütze eilte „Lola“ mit einem Regenschirm zur Hilfe. Doch der klemmte. Erst ein weiterer Schütze beherrschte den Schirm.
„Das ist Theater. Man kann zwar alles planen, muss dann aber trotzdem improvisieren“, sagte Intendantin Bettina Jahnke, die bereits zum dritten Mal beim Biwak kellnerte. „Jetzt bin ich ein Profi. Die Atmosphäre ist super. Aber das nächste Mal spenden wir dem Wettergott besser eine Jungfrau.“
Der Wettergott war Michael Nonnenberg auf dem Münsterplatz sicherlich nicht ganz so wichtig. Um mit seinem Zug Brasselsäck aus dem Hubertuskorps feiern zu können, nahm er auch die längste Anreise in Kauf: Der Neusser, der vor zwei Jahren auf die Philippinen auswanderte, kam mit der Familie aus Manila zurück in die Heimatstadt.