Mit einem Katheter gegen Bluthochdruck
Ein neues Verfahren soll besonders schwer erkrankten Patienten helfen.
Neuss. Weltweit sind rund 1,2 Milliarden Menschen von Bluthochdruck betroffen. Die Kosten für das Gesundheitssystem zur Behandlung dieser Volkskrankheit sind enorm. Für schwer erkrankte Patienten im Rhein-Kreis Neuss, die täglich sehr viele Medikamente einnehmen müssen, gibt es nun Hoffnung. Das Neusser Johanna-Etienne-Krankenhaus führt als eines der ersten Häuser in Deutschland eine neue Methode zur Behandlung von Bluthochdruck ein.
„Für schwerkranke Menschen ist das neue Verfahren äußerst vielversprechend“, sagt Dr. Jens Ecke, Chefarzt der Inneren Medizin im Etienne. Bluthochdruck sei eine nicht zu unterschätzende Krankheit, die schlimme Folgeerkrankungen hervorrufen könne. So haben Betroffene ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle, Nierenerkrankungen und Herzinfarkte. Das neue Verfahren — „Symplicity Catheter System“ genannt — soll den Bluthochdruck nicht nur deutlich senken, sondern auch die Einnahme von Medikamenten eindämmen.
Das Verfahren zielt darauf ab, chirurgisch die Nerven des sympathischen Nervensystems zu unterbrechen und damit den Blutdruck zu reduzieren. Die Operation beruht auf der Erkenntnis, dass sich über diese Nerven Gehirn und Niere gegenseitig stimulieren und den Blutdruck ansteigen lassen. Mit einem speziellen Katheter wird von der Leiste aus ein weiterer Katheter bis zur Nierenarterie vorgeschoben. Dort wird an mehreren Stellen Strom eingesetzt, um die Nervenfasern zu veröden. „Die Methode ist simpel, aber sehr effektiv. Komplikationen gibt es meistens nicht“, sagt Dr. Gebhard Schmid, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Radiologie.
Die Operation dauert etwa 45 Minuten. Bis eine erkennbare Senkung des Blutdrucks eintritt, kann es jedoch vier bis zwölf Wochen dauern. Studien aus den vergangenen Jahren zeigen, dass die Senkung dauerhaft anhält.