Meinung Bluthochdruck: Augen auf beim Grenzwert

Kein Zweifel: Bluthochdruck kann schwerwiegende, lebensbedrohende Konsequenzen haben. Es geht um Schlaganfälle, Herzinfarkte und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Niemand sollte seinen Blutdruck also einfach ignorieren.

Rolf Eckers.

Rolf Eckers.

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Anders als die meisten anderen Erkrankungen meldet sich der Bluthochdruck nämlich nicht. Man spürt ihn nicht, man sieht ihn nicht — es sei denn, der Kopf läuft rot an und droht zu platzen. Völlig zu Recht gilt der hohe Blutdruck deshalb auch als „stiller Killer“.

Die Frage ist allerdings, ab welcher Höhe der Blutdruck tatsächlich als Krankheit behandelt werden muss. Es mutet schon reichlich abenteuerlich an, wenn die Vereinigung amerikanischer Herzexperten den Grenzwert drastisch reduziert. Statt 140 zu 90 gelten ab sofort maximal 130 zu 80 Millimeter auf der Quecksilbersäule (mmHg) als Grenze für den Druck, mit dem das Blut durch die Adern pulsieren darf. Etwa 35 Millionen Amerikaner mutieren damit über Nacht zu Kranken. Ärzte werden ihnen nun vielfach raten, Medikamente zu nehmen, die erhebliche Nebenwirkungen haben können. Blutdrucksenker stehen in dem Ruf, die Ursache für Schwindel, Kopfschmerz und Schlafstörungen zu sein. Berichtet wird zudem von Antriebslosigkeit, Impotenz und Depression. Besonders schwer wiegt, dass diese Medikamente nicht nur zeitweise genommen werden, sondern in der Regel ein Leben lang. Blutdruck lässt sich nämlich nicht heilen, sondern nur senken.

Angesichts dieser Umstände liegt es auf der Hand, wer ein besonderes Interesse an Grenzwerten hat, die immer niedriger werden — die Pharmaindustrie. Sie verdient prächtig, wenn die Zahl der Patienten gleich millionenfach wächst. Ob Blutdruck oder Cholesterin — es gibt eine Pille, die hilft. Dass die Deutsche Hochdruckliga von zahlreichen Pharmafirmen finanziell unterstützt wird, legt zumindest den Verdacht der Einflussnahme nahe. Vermutlich werden die neuen US-Werte also auch hierzulande bald der Standard sein. Wir als Patienten müssen uns aber nicht daran halten. Wann immer ein Arzt Pillen verschreibt, sollten kritische Nachfragen kommen. Die erste Wahl beim Bluthochdruck sind Dinge, die jeder Betroffene selbst in der Hand hat: Sport treiben, gesünder essen, weniger Alkohol trinken, nicht rauchen, Stress reduzieren. Nur wenn das nicht hilft oder andere Risiken vorliegen, sollten die Medikamente ins Spiel kommen.