Drogenkriminalität in Neuss Aus für die Anwohner-Initiative Marienviertel
Neuss · Vor rund sieben Jahren schlossen sich Bürger im Marienviertel zusammen, um ein Zeichen gegen die Drogenkriminalität in der Innenstadt zu setzen. Nun löst sich die Initiative auf – das hat auch mit Erfolgen zu tun.
Es waren erschütternde Szenen, die Anwohner aus dem Neusser Marienviertel dazu veranlassten, sich zusammenzuschließen: Bedrohungen auf offener Straße, Drogenkonsum- und Handel, Exkremente an Hauswänden. Rund sieben Jahre ist es her, dass sich die „Anwohnerinitiative Marienviertel“ gründete, um ein Zeichen gegen die beschriebenen Zustände zu setzen – nun löst sie sich auf, wie der Vorsitzende Andreas Alberts unserer Redaktion mitteilte.
Zwar bestehe die Drogenproblematik im Viertel phasenweise noch immer, „mittlerweile ist sie aber offenbar endlich bei den Verantwortlichen angekommen“, sagt Alberts, der an die Anfangszeit der Initiative erinnert, als die Anwohnerschaft mit ihrer Kritik an den Zuständen von Polizei und Stadt „nicht für voll“ genommen worden sei. Zwar folgten einige Razzien an Krefelder Straße und Co.und eine hitzige Debatte über Videoüberwachung in dem Gebiet, die sich wegen fehlender rechtlicher Handhabe zerschlug. Den erbrachten Fortschritt brachte nach Ansicht von Alberts jetzt allerdings ein anderes Thema: Die gemeinsame Anlaufstelle des Kommunalen Service- und Ordnungsdienstes (KSOD) und der Polizei, die beschlossene Sache ist.
Bürgermeister Reiner Breuer hatte zuletzt angekündigt, gemeinsam mit Landrat Petrauschke eine neue Ordnungspartnerschaft schließen zu wollen. Darin solle deutlich gemacht werden, wer für welche Aufgabenbereiche zuständig ist. In dem Zusammenhang werde zudem ein neues, gemeinsames Gremium geschaffen, damit sich die Beteiligten noch intensiver abstimmen können. Details zur aktualisierten Ordnungspartnerschaft, so teilt Stadtsprecher Marc Bohn mit, werden Mitte August präsentiert – im Zuge dessen soll auch über den aktuellen Stand der gemeinsamen Anlaufstelle informiert werden.
Anwohner wünschen sich eine Nachbesetzung in der Wache
Eine konkrete Immobilie für das Vorhaben ist zwar bislang noch nicht verkündet worden, nach Informationen wurde ein bestimmtes Objekt aber zumindest verstärkt ins Auge gefasst: Konkret soll es sich dabei um eine Lösung innerhalb des Stadtwerke-Kundencenters an der Krefelder Straße handeln. Offiziell bestätigt ist das aber noch nicht. Dass nun etwas Öl ins Getriebe der zum Teil knirschenden Ordnungspartnerschaft gegossen werden soll, beruhigt die politische Debatte aber nur bedingt. So machen Stadt und auch die SPD weiterhin keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung über die geplante Ausgestaltung der Anlaufstelle, die in der Vergangenheit gerne mal fälschlicherweise als „Bahnhofswache“ bezeichnet wurde. Erst vergangene Woche hatte die SPD einen spitzen Ellbogen gegen Petrauschke ausgeteilt und – im Zuge ihrer Kritik an der neuen Polizeipersonal-Verteilung des Landes – von einem „weiteren sicherheitspolitischen Offenbarungseid“ gesprochen. Von einer „Absage einer ‚richtigen‘ Polizei-Bahnhofswache am Hauptbahnhof“ war zudem die Rede. Hintergrund ist die seit Monaten andauernde Auseinandersetzung über die Besetzungszeiten der Anlaufstelle. Stadt und SPD – und auch viele Anwohner – wünschen sich auch eine Besetzung in den Nachtstunden. Petrauschke möchte das vorhandene Personal lieber „auf der Straße“ einsetzen.
Zwar hätten Alberts und die anderen Mitglieder der Anwohner-Initiative – dazu zählen auch einige Geschäftsinhaber aus der Innenstadt – eine Rund-um-die-Uhr-Variante ebenfalls befürwortet, die Erfahrung aus den vergangenen Jahren habe jedoch gezeigt: „Man muss froh sein, wenn sich überhaupt etwas tut“, so der Vorsitzende, der nach eigenen Angaben nun verstärkt Vorträge zu den Themen Jugendschutz und Verkehrsunfallprävention halten möchte.
Für die Realisierung der Anlaufstelle starteten Alberts und Co. auch eine eigene Online-Petition. Endergebnis: 750 gesammelte Unterschriften.